Der etwas andere Aufbereitungsbericht: RECARO Pole Position

  • Am letzten Wochenende durfte ich einen Handel zwischen 2 guten Freunden von mir beobachten, den ich nie verstehen werden:
    Zwei 10 Jahre alte, langweilig-graue Autositze mit deutlichen Gebrauchsspuren wechselten den Besitzer. Zu einem Betrag, von dem ich 5 Monate lang meine Miete bezahlen kann. Warm!
    Vielleicht kann ja jemand von Euch etwas mit den Erklärungen anfangen, warum die, trotz des nicht schlechten, aber keinesfalls neuwertigen Zustandes so teuer sind:


    - RECARO Pole Position SPG
    - 10 Jahre alt
    - Schalenmaterial GFK
    - Leder Feinnappa, grau
    - In dieser Farbe in Deutschland genau 3x ausgeliefert worden, dies ist ein Paar von diesen 3 Paaren


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    1. RACARO Pole Position SPG in grau für den TT 8N


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    2. Diese Prägung im Leder macht die Sache offenbar so teuer ...


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    3. Jeder RECARO Fan sinkt offenbar ergriffen auf die Knie, wenn er so eine Etikett sieht ...


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    4. 10 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, aber relativ gesehen ist der Lederzustand noch recht gut


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    5. Kleinere Macken und Abschürfungen im Leder sind praktisch nicht vermeidbar - hier könnte mit Produkten vom Lederzentrum sicher noch nachgebessert werden


    Ich hatte ja zunächst angenommen, dass die Sitze als erstes auseinandergenommen werden, um dann neu lackiert und neu beledert zu werden. Ein erschrecktes "NEEEIIIN", ertönte, und man maß mich mit verständnislosen Blicken, als hätte ich vorgeschlagen, die Sitze mit Fingermalfarbe zu bemalen und mit alten Unterhosen zu bespannen. Das wäre ja dann nicht mehr "ORIGINAAAAL", wenn da neues Leder und neuer Lack draufkämen. Es gäbe schließlich nur 2 weitere Paare davon in Deutschland - wahrscheinlich in alarmgesicherten Vitrinen verstaut, dachte ich so bei mir.
    Dann erst schwante mir :pinch: , warum man mir diese Teile so detailliert vorführte und schmackhaft machte, obwohl mein Interesse an allem, was den "alten" TT 8N betrifft, eher verhalten ist. Während mein junger Padawan (Manu, der Verkäufer der Sitze) sich schon mithilfe der Produktpalette von COLOURLOCK um das Leder gekümmert hatte (aha, die sahen also vorher noch schlimmer aus?), hatte der Käufer ausdrücklich darum gebeten, dass ich mir die lackierten Rückseiten vornehme und rette, was zu retten ist.
    Entprechend diesem Wunsche sahen die Rückseiten dann auch aus: Glanzschwarz lackiertes GFK, in dem unzählige Versuche, auf der Rückbank des 2+2 Sitzers TT seine/ihre Beine unterzubringen, zahlreiche tiefe Kratzer hinterlassen hatten. Oft durch bis auf die (weiße) Grundierung und mehr als deutlich fühlbar.
    Im diesem Moment der Erkenntnis war mir allerdings noch nicht klar, dass ich später ein "Vorher"-Foto für einen Bericht haben wollen würde ... Ehrlich gesagt, alle bisher gezeigten Fotos sind auch "Nachher"-Fotos, aber sonst hätte die ganze Einleitung ohne Fotos auskommen müssen. :whistling:


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    6. Strafarbeit


    Auch nicht fotografiert sind meine ersten jämmerlichen Versuche, die Kratzer mit glanzschwarzem Autolack zu füllen. Die Kratzer waren tief und schmal, mit dem Zahnstocher brachte ich den Lack kaum hinein und mit auch noch so dünnen Pinseln ... naja, ihr kennt das sicher, mehr Lack um den Kratzer drumherum als im Kratzer. Und nachdem man dann drüberpoliert hatte, war der Kratzer auch wieder seiner Farbe beraubt, so gut hält Reparaturlack halt nicht. So Späßchen wie Nass-Schliff auf so wertvollen Teilen bei unbekannter Lackart- und dicke wollte ich gar nicht erst versuchen.
    Dann kam mir in den Sinn, wie ich das damals bei meinem schwarzen A3 in den Griff bekommen hatte, und der Gesichtsausdruck von Manu, als ich das entsprechende "Werkzeug" in die Hand nahm, ließ mich zum ersten Mal daran denken, Fotos zu machen:


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    7. Discounter-"Edding" meets Edel-Autohocker


    Auch bei meinem schwarzen A3 damals waren die Kratzer fein, aber lang und tief. Und auffällig, denn die weiße Grundierung schimmerte deutlich durch. "Wegpolieren" ging nicht, wo kein Lack mehr ist, kann man keinen hinpolieren.
    Also habe ich nicht mehr die Ursache bekämpft, sondern das Symptom. Mit einem feinen Edding habe ich die durchschimmernde Grundierung einfach schwarz angemalt. Sie saugt den Edding gut auf, das Ganze ist permanent.
    Dann habe ich durch eine längere Polieraktion die harten (Innen-)Kanten des Kratzers gerundet, und im Gesamtbild mit Hochglanz und Wachs waren die Kratzer danach nahezu unsichtbar. Man musste nicht nur wissen, wo sie waren, sondern man musste auch mit der Nase auf einen halben Meter ran, um sie wiederzufinden.
    Genauso war es auch bei den RECAROs, und genauso bin ich vorgegangen.


    Die mit dem "Edding" nachgefahrenen Kratzer sahen zunächst erst einmal dramatisch aus, denn wo der eigentlich etwas zu breite "Edding" auf den gesunden Lack rings um den Kratzer kam, hinterließ er einen schillernden, andersfarbigen Streifen (siehe vorheriges und nachfolgendes Bild). Ich kannte das schon, aber bei Kumpel Manu löste es Schnappatmung aus.


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    8. Mit dem Discounter-"Edding" nachgepinselt - zunächst sehr deutlich sichtbar. Auch die harmloseren Kratzer kommen auf diesem Bild gut raus.


    Als nächstes haben wir noch die Ränder des kostbaren Leders abgeklebt, um sie nicht versehentlich mit der Maschine zu streifen. Die Kunststoffumrandungen der beiden ovalen Löcher in der Lehne ließen wir nach einem Blick darunter (2 Schrauben) lieber an Ort und stelle - sie schützten grob verklebte Leder-Ränder darunter.
    Abkleben ließen sie sich nicht, sie waren schon mit Kunststoffpflege behandelt, also haben wir sie noch einmal zum Schutz dick mit Kunststoffpflege eingeschmiert.
    Dann holte ich die FLEX 3401 heraus, packte ein oranges LAKE COUNTRY CSS Pad 165mm darauf und auf dieses Pad wiederum MENZERNA PF2500. So fuhr ich vorsichtig den ersten Gang, um den Lack auf der GFK-Oberfläche "kennenzulernen".


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    9. Abgeklebt und losgelegt


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    10. Erster Durchgang


    Nach dem ersten Durchgang waren die Spuren vom "Edding" natürlich weg, und ein passabler Glanz hatte sich auch schon eingestellt. Um gleich alle Spuren los zu werden, reichte es aber nicht:


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    11. Noch Kratzer nach dem ersten Durchgang


    Nach einem weiteren sorgfältigeren Durchgang mit der gleichen Kombination ging dann fast alles raus, natürlich bis auf meine tieferen Kratzer mit der schwarz gefärbten Grundierung.
    Trotzdem waren sie im richtigen Licht nur noch zu erahnen ...


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    12. Unter "Arschlochlicht" (LED) waren die tieferen, verbliebenen Kratzer noch erahnbar


    ... während ohne "das richtige Licht" die Oberfläche wieder nahezu perfekt aussah.


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    13. Praktisch makelloser Look in "normalem" Licht


    Die für die Maschine nicht zugänglichen Bereiche in der Nähe der ovalen Durchlässe in der oberen Lehne haben wir übrigens mit einem LUPUS Polierschwamm blau und der MEGUIARS Ultimate Compound mit der Hand poliert. Zum Glück gab es dort keine erwähnenswerten Defekte.
    Abgerundet haben wir das Finish mit einer Schicht DODO JUICE Supernatural Hybrid:


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    14. SNH auftragen


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    15. Schönes Endergebnis



    Ich denke, der neue Besitzer wird zufrieden sein. Gesehen hat er das Endergbnis noch nicht, denn er drückt sich momentan in Florida herum, ganz in der Nähe von Autogeek.net.
    Als "Belohnung" bringt er mir nun einen Liter MEGUIARS #100 und ein paar Xtra Cutting Pads mit :) :) :)


    Hoffe, der Bericht hat Euch gefallen,
    Celsi

  • Als "Belohnung" bringt er mir nun einen Liter MEGUIARS #100 und ein paar Xtra Cutting Pads mit :) :) :)


    Hoffe, der Bericht hat Euch gefallen,
    Celsi


    Nicht nur der Bericht gefällt. Für solch teuere Schätze lohnt Pflege immer. Wenns Ergebnis danach optisch noch so gut ist, erst recht. Ich beneide dich wegen der 100er von Meguiars! Magst nicht den Liter teilen für nen harten BMW Lack in Stahlblau? Ich brauche da was fürs Fell. ;(


    PS: Hau den Manu mal von mir. der trägt nen Armband und riskiert neue Kratzer im GFK? Böse! X( ^^

  • Ohne Uhren/Armbänder wäre das Pflegerleben doch langweilig... ^^


    Auch wenn die Sitze an sich pottenhässlich sind (graues Leder :wacko: :pinch: ), so muss ich doch sagen dass die fertig von dir gepflegte Rückseite ganz nett anzuschauen ist, top Job! :thumbup:

  • SAMMA!!! Legst du wohl beim nächsten Mal das Terrorarmband ab?!!! :P :D


    Ich glaube fest daran, dass es nicht die hand von celsi ist. Das müsste Manuel sein!


    Auch wenn die Sitze an sich pottenhässlich sind (graues Leder :wacko: :pinch: ), so muss ich doch sagen dass die fertig von dir gepflegte Rückseite ganz nett anzuschauen ist, top Job! :thumbup:


    Hm, an sich gebe ich dir Recht, aber mit dem TT von Manu drum herum äh, mit dem 3,2er TT von Manu drum herum sähen die wieder richtig geil aus. :!: Welche Lackierung war das nochmal beim 3,2er? So ein Grüngrau?


    Was ist eigentlich aus den TT Sitzen in Anus äh anisgelb geworden? ?(


  • Dann habe ich durch eine längere Polieraktion die harten (Innen-)Kanten des Kratzers gerundet, und im Gesamtbild mit Hochglanz und Wachs waren die Kratzer danach nahezu unsichtbar. Man musste nicht nur wissen, wo sie waren, sondern man musste auch mit der Nase auf einen halben Meter ran, um sie wiederzufinden.


    Ich will dich ja nicht desillusionieren, aber ist das nicht der normale Abstand, den man automatisch einnimmt, wenn man versucht in dem Auto hinten zu sitzen? :D

  • Ich glaube die sind selten wegen der Farbe, meist sind die Pole Position in schwarz.
    Normaler Preis für die schwarzen liegt bei knapp 1200€/stck, viel teurer dürften die grauen auch nicht gewesen sein da sie ja noch nicht mal eine Kevlarschale haben.
    Zur Zeit hat Recaro nur ein Lieferproblem und man wartet ewig auf seine Bestellung ;(