Anfängerfrage: Was macht den Unterschied zwischen 40 und 70% Carnauba-Wachs

  • Hallo,
    ich habe mal eine (naive) Frage:
    Was ist der Unterschied zwischen eienm Wachs mit einem Anteil von ca. 40% Carnauba-Wachs oder einem Anteil von ca. 70% ?
    Ich meine... was habe ich als Verbraucher davon?
    Ist der Glanz intensiver?
    Ist die Standzeit bis ich den Wachs wieder erneuern muss, länger?
    Oder sind es noch andere Faktoren?
    Denn der höhere Preis für ein Wachs mit einem höheren Carnauba-Wachs-Anteil, muß ja eigentlich gerechtfertigt sein.


    Gruß
    leica22

  • Das ist eine nicht sehr einfache Frage für einen Amateur wie mich, ich versuche mich trotzdem mal daran und nehme gerne Ergänzungen oder Verbesserungen von den Kollegen entgegen.
    Carnauba ist das härteste in der Natur vorkommende Wachs.
    Grundsätzlich ist ein hoher Carnauba-Anteil also erst mal gut (Einschränkungen siehe zweiter Absatz), er macht das Wachs in der Theorie langlebiger und widerstandsfähiger.
    Es ist jedoch schwer, einen hohen Carnauba-Anteil zu erreichen, denn Carnauba ist in seiner Grundform knüppelhart. Es muss also in etwas gelöst werden, um es auf dem Lack verarbeitbar zu machen, bei reinen Naturwachsen werden hier andere, weichere Wachse (z.B. Bienenwachs) und natürliche Ölen herangezogen.
    Einige Zeit lang galten 60-70% Carnaubaanteil als das maximal machbare, alles darüber war nicht mehr zu verarbeiten.
    In letzter Zeit sind jedoch mind. 2 Produkte hier im Forum aufgetaucht, die auf mir unbekannte Art und Weise (angeblich) einen Wert in der 70er und sogar in den 90er (%) realisiert haben.


    Dann gibt es noch die synthetischen oder teilsynthetischen Wachse. Diese setzen synthetische Stoffe (Polymere) und Lösemittel ein, um ein Produkt mit sehr hoher Standzeit zu schaffen. Die vollsynthetischen Produkte sind im Grund pastöse Versiegelungen, während die teilsynthetischen Produkte auch Carnauba enthalten und Hybriden genannt werden.
    Nur die besten Naturwachse reichen an die Standzeiten der synth. Wachse heran (ich würde mal eine ungfähre Grenze von max. 6 Monaten für alle Wachse ziehen wollen, synthetisch oder nicht). Ungefähr, weil es viele, viele äußere Einflüsse gibt, die sich (meist negativ) auf die Standzeit eines Wachses auswirken können, die 6 Monate sind also wirklich nur ein grober Richtwert.
    Es gibt übrigens im Gegenzug auch richtig schlechte (teil-)synthetische Wachse, die bei der Standzeit gründlich patzen und schon von einem Durchschnitts-Naturwachs geschlagen werden.


    UND dann gibt es noch die Produkte, die gar nicht lange halten WOLLEN, sondern z.B. eher auf einen schönen Glanz ausgelegt sind.
    Naturwachse lenken den Glanz (der zu einem überwältigenden Anteil von der Vorarbeit (Politur) und nicht vom Wachs kommt) dabei in der Regel eherin Richtung samtig-weich, wohingegen (teil-)synthetische Produkte einen glasigen, hart spiegelnden Glanz begünstigen.


    Du siehst schon, es ist schwer, auch nur für eine der vielen Eigenschaften eines solchen Produktes eine Regel aufstellen zu wollen. Es spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle für die Beurteilung, von den Fertigkeiten der verarbeitenden Person über das Nutzungsverhalten des betroffenenen Fahrzeuges bis zur Luftfeuchtigkeit bei der Verarbeitung. Ganz zu schweigen von den Ansprüchen der beurteilenden Person an das Produkt.
    Ich hoffe, ich konnte trotzdem einen kleinen Überblick vermitteln.
    Korrekturen und Ergänzungen, wie gesagt, gerne entgegengenommen. Ich wüßte aus dem Stand mehrere Personen hier im Forum, die sich noch deutlich besser mit Wachsen auskennen.


    Gruß,
    Celsi

  • Das ist relativ einfach einen Anteil von 80 Prozent Carnaubawachs zu bekommen. Es wird ja fast ausschliesslich weisses "Grade-One" Carnaubawachs benutzt. Und das ist nix anderes als Paraffin mit etwas Carnauba drin. Also durchaus nichts besonderes. Lässt sich aber vielleicht dadurch erklären das man in der industriellen kaum die Zeit hat ein Wachs nach dem "kochen" dann noch so lange zu rühren bis es kalt ist und somit weich bleibt. Es wird nach dem kochen abgefüllt und wird dann hart. Trotzdem ist 80 Prozent weisses Carnauba schon eine Hausnummer, denn das ist dann ja sozusagen 80 Prozent so hart wie eine Paraffinkerze. Schonmal versucht mit einer Kerze den Lack zu wachsen? :D


    Da sind also viele Öle und Lösemittel drin um es dennoch etwas verarbeitbar zu halten, Terpene werden da gern benutzt, z.B. aus Orangenschalen. Bestimmte Öle sorgen auch für eine weichere Konsistenz.


    Bei 80 Prozent Carnauba, also dem richtigen natürlichen gelben Carnauba, wäre das Wachs letzlich geradezu spröde und brüchig, es würde so zerkrümeln wie ein Zuckerwürfel den man zerdrückt. Und es ist auch knochentrocken.