Kleine Pflegeanleitung für Glattleder

  • Hallo,


    da diese Anleitung von mir bereits für ein herstellerspezifisches Forum existiert :whistling: , möchte ich den etwas unsicheren Erstpflegern hier auch eine kleine Anleitung mitgeben. Es gibt sicherlich alternative Vorgehensweisen, nicht jeder muss gleich übertreiben, so wie ich. Dennoch sollte bei einer Lederausstattung regelmäßige Pflege genauso wie eine regelmäßige Lackpflege gelebt werden, um möglichst lange Freude am eigenen Innenraum zu haben.


    Wer eine eher seltene helle Lederausstattung im Auto hat, der wird wissen, wie unschön die Abfärbungen der Jeans auf den Sitzen aussehen. Wie böse sich Schweiß über die Monate ins Leder frisst, um es zu verspröden und anzugreifen weiß jeder, der Gebrauchtwagen mal gesehen hat.


    Leder ist ein Naturprodukt. Es ist empfindlich, wenn auch strapazierfähig. Nicht nur Schweiß und Handcreme, UV-Licht der Sonne, unsere schönen Hosen oder die Reste von Bäumen und Blütenstaub machen dem Leder zu schaffen. Auch der falsche Reiniger kann das Leder extrem austrocknen und verspröden APCs z.B. - starke Reiniger deshalb nur einmalig zur Grundreinigung verwenden. Danach ein Pflegemittel verwenden und schön einziehen lassen.


    Was kann man alles gebrauchen?


    Für mal eben schnell zum Reinigen einen Alleskönner? Ja, warum nicht, das [lexicon]SCG[/lexicon] Dash Away kann Polster, Teppiche, Leder, Kunsstoffe und vieles mehr reinigen. Nur auf Displays schmiert es leider. Ein UV Schutz ist auch eingebaut, ansonsten aber nur ein milder Reiniger für Flecken, die schnell wieder weg sein sollen.


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    Meine Lieblingskombi zum Thema Lederpflege: Lexol Reiniger + Pflege. Wer es regelmäßig nutzt, braucht jahrelang nichts anderes.
    Außnahme: stark beanspruchte Bereiche wie Lenkräder, Schaltknauf und die bekannten Stellen: Sitzwangen.


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    Als Ergänzung, weil man ja den Wagen nicht neu, sondern gebraucht gekauft hat: Lederreiniger Stark von Colourlock (eher einmalige Anwendung) und die Versiegelung. Für den Lederreiniger eine Schaumsprühflasche dazu, die orginal schon dabei ist. Meine Flaschen sind Abfüllungen ausm Großgebinde.


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    Hier mal das Set von Colourlock: Reiniger stark im Schaumsprüher (gibt es auch mild), Versiegelung und Pflege.


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    Alles parat? Nö, das wichtigste fehlt noch:
    Gute Bürsten, sie sollten nicht zu hart sein, dennoch robust und gut zu greifen. Colourlock Bürste und die Bürste von Petzolds, die etwas weicher und größer ist. Außerdem sind beide Bürsten nicht wirklich teuer und erleichtern die Arbeit ungemein.


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    Dazu noch saugfähige Schaumstoffe oder Schwämme, immer getrennt für jedes Mittel.


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    Wer färben will, braucht zusätzlich noch (Leder)Benzin bzw. Waschbenzin ausm Discounter und die Tönung.


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    Jaja, Lenkradschwarz: beim Lederzentrum die Farbe F034. Immer daran denken: schwarz ist nicht schwarz. Bei den Tönungen nachfragen und den jeweiligen Farbcode nennen. Ist fast so schlimm wie Lackfarbe beim Lackierer. ;)


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    Man sollte sich ein wenig schützen. Einweghandschuhe gehören für mich hier zur Ausstattung. Dann noch ein feiner Sprüher mit klarem Wasser;
    wer mag kann destilliertes Wasser nehmen, wenn das Wasser vor Ort sehr kalkreich ist.


    Für die Lederpflege nehme ich keine Microfasertücher. Evtl könnte man diese zum Reinigen nehmen, aber nie für die Pflege. Microfaser ist fettliebend und entzieht zusätzlich dem Leder die Fettigkeit, die es braucht. Dann würde die Pflege keinen Sinn machen. Ich nehme Bauwollhandtücher vom Ikea für kleines Geld (paar Cent) namens "Näckten". Aber auch Muttis/Frauchens Baumwollgeschirrtücher taugen (wenn die zum Abtrocknen zu sehr fusseln) :P

    Genug geschwafelt, auf gehts!



    Hier mein Fahrersitz in Leder Montana grau N8TT. Zur besseren Darstellung habe ich ein Stück abgeklebt. (Ich glaube, das Foto ist nach den Reinigen gemacht, sry - oder der blitz hell extrem stark den Teil im Vordergrund auf)


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    Ledereiniger stark im Schaumsprüher auf das Leder auftragen, besser in die Bürste oder auf ein Tuch, dann erst aufs Leder - halbe Sitzfläche sollten 3 Pumpstöße locker reichen.
    Nach kurzer Einwirkzeit können bei starken Reinigern schnell helle Flecken entstehen.


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    schön mit der Bürste den Schaum ins Leder einarbeiten, ruhig etwas mehr Druck, aber eben keine 20kg oder so. :D


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    Schäumt der Reiniger nicht mehr, mit etwas Wasser nachhelfen. Die dunklen Flecken an der Naht sind Schäden im Leder, die später nach dem Trocken wieder heller und kaum sichtbar sind. Hier hilft vorsichtig tönen und schon ist es Vergangenheit. :)


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    und weiter mit der Bürste. Nicht nur in eine Richtung, sondern ruhig in kreisenden Bewegungen bürsten, da das Leder ja etwas Struktur hat.


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    Dann mit einem feuchten (Baumwoll)Tuch abnehmen...


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    ... und staunen, was so im Leder gesteckt hat :cursing:


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    Diesen Vorgang bei stark verschmutztem Leder wiederholen und dannach mit einem feuchten sauberen Tuch alle Seifenreste entfernen.Es darf kein Reiniger zurückbleiben, da dieser auf Dauer auch das Leder stark entfetten würde. Beim Lexol Reiniger ist dies nicht ganz so schlimm, dank Glycerin.


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    Ruhig mehrere Tücher dafür verbrauchen und mit Wasser nachsprühen. Kurzer Kontakt mit Wasser schadet einem gesunden Leder nicht!


    Das Ergebnis kann man jetzt bestaunen: Hier hat 1 Durchgang fürs Grobe gereicht. :love:


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    Ist der ganze Sitz sauber -immer in kleinen Abschnitten arbeiten-, dann lieber etwas trocknen lassen, bevor die Pflege zum Einsatz kommt. Sollen stark beanschpruchte Stellen geschützt werden, muss VOR der Pflege die Versiegelung drauf. Diese muss man sich wie eine Membran vorstellen. Sie schützt vor mechanischem Abrieb und starker Neuverschmutzung, läßt aber Pflege und Feuchtigkeit hindurch. Das Leder kann "atmen". Auftragen, warten, oberflächliche Reste abwischen, trocknen lassen.


    Zur Anwendung der Pflege sind die Hinweise auf jedem Mittel zu beachten, da hier unterschiedlich vorgegangen wird. Lexol wird mit feuchtem Schwamm aufgetragen. Colourlock Pflege dagegen pur mit trockenem Schwamm. Nach der Pflege mit feuchtem Tuch die oberflächlichen Reste abnehmen und ohne viel Druck trocken auswischen.


    Nach der Pflege sollte das Leder ruhig wenn möglich 10-20h ohne Belastung bleiben. So kann die Lederpflege tief wirken und das Leder sich besser entspannen. Oft ist die Optik dann auch wesentlich matter als kurz nach der Pflege.


    Da ich zwischen Reinigung und Pflege noch Entfetten, dann Tönen und Versiegeln eingebaut und zwischen allen Schritten knapp 22h Pause hatte, fehlen mir dafür Fotos. Ich bitte das zu entschuldigen. Leder Tönen ist ein separates Thema.


    Für Ergänzungen und Hinweise, Korrekturen usw. bin ich dankbar, also her damit :D


    Strikeeagle

  • Vielen Dank für den informativen Beitrag. Vor allem der Unterschied bzw. die Reihenfolge bei Pflege/Versiegelung war mir nicht klar - jetzt schon. Bei der nächsten Lenkradpflege werde ich es jetzt richtig machen. Verwende auch die Produkte von Colourlock, die anderen Gebinde sind mir zu groß.

  • Vielen Dank für die hilfreiche Anleitung! :)

  • Toll, den "Newbies" danke ich für ihr positives Feedback. Für die ist das kleine "HowToDo" ja gemacht.
    Der Rest soll nicht schleimen loben, sondern an Verbesserung mitarbeiten. Ich schreibe sicherlich nicht immer gut formuliert und habe etwas Probleme, mich kurz und präzise auszudrücken. Ich will mich ja auch noch verbessern. Das geht nur mit Feedback und kritischen Anmerkungen. Oder ist die Anleitung perfekt? Ich glaube nicht! :D

  • Aber wenn's nichts zu meckern gibt kann man doch nur loben ;) .
    Aus meiner Sicht einfach eine 1a-Anleitung. Gute Einleitung mit verschiedenen Produkten und gute, anschauliche Bilder der Verarbeitung. Nicht zu viel Text (und dennoch alle wichtigen Punkte abgehandelt) und nicht zu viele Bilder, so ist es schön übersichtlich.


    Man könnte evtl. noch drüber nachdenken wie sich der letzte Schritt (also die Pflege/Versiegelung) unterscheidet wenn man eher pastöse-halbflüssige Mittel wie Colourlock oder eben Mittel zum Sprühen wie z.b. Gyeon Leather Coat verwendet. Aber das wäre vielleicht auch schon wieder "too much".


    Ansonsten, läuft doch! :thumbup:

  • Ich schließe mich gerne meinen Vorrednern an. Schöner Beitrag.


    Als Info meinerseits:


    sollte jemand geneigt sein "irgendeine Bürste" nehmen zu wollen zum reinigen (z.B. Hand/Nagelbürste mit Kunststoffborsten o.ä.)....lasst es sein.


    Es muss eine Rosshaarbürste sein (wie im Beitrag gezeigt u.a. hier auch erhältlich
    http://shop.lederzentrum.de/gl…der-reinigungsburste.html


    Andere Bürsten mit z.b. Kunsstoffborsten können ganz schnell Kratzer in Glattledern hinterlassen!!!!


    Bürsten aus Ziegen oder Yakhaaren wiederum sind zu weich. Dienen eher als sogenannte "Glanzbürsten" im Bereich der Schuhpflege (quasi das Finish einer Politur)


    Liebe Grüße



    niu12157 - Ralph -

  • Eine in der Tat sehr gute Zusammenfassung zum Thema. :thumbup:


    Ich selbst gehe bei der Reinigung und Pflege meiner Ledersitze ähnlich vor. Das folgende Argument gegen Mikrofaser bei der Lederpflege ist stichhaltig und wird von mir geteilt...

    Zitat

    Für die Lederpflege nehme ich keine Microfasertücher. Evtl könnte man diese zum Reinigen nehmen, aber nie für die Pflege. Microfaser ist fettliebend und entzieht zusätzlich dem Leder die Fettigkeit, die es braucht. Dann würde die Pflege keinen Sinn machen. Ich nehme Bauwollhandtücher vom Ikea für kleines Geld (paar Cent) namens "Näckten".


    Bei der Lederreinigung erachte ich die beschriebene Reinigungswirkung von Mikrofasertüchern jedoch als vorteilhaft. Ich nutze auch das Lexol Set, trage sowohl Reinigung und Pflege mit den Lexol Baumwollapplikatoren auf, welche angefeuchtet werden. Nachdem die Lexol Reinigung mit der Colourlock Bürste eingearbeitet wurde, nehme ich die Reinigungsreste jedoch mit Wasser und einem Mikrofasertuch ab, damit lassen sich wirklich jegliche Reste gut entfernen bevor später die Pflege aufgetragen wird.


    Ein anderes Thema ist die beschriebene Vorgehensweise bei der Versiegelung des Leders. Die Reihenfolge Reinigen - Versiegeln - Pflegen ist auf die aufeinander abgestimmten Produkte von Colourlock gemünzt. Wenn Produkte von verschiedenen Herstellern genutzt werden, kann es durchaus Sinn machen, erst zu pflegen und danach zu versiegeln. Ich nutze beispielsweise die Gyeon Q2 Leather Coat Versiegelung, welche ich nach der Lexol Reinigung und Pflege mit einem Mikrofaserapplikator auftrage. Die Versiegelung vor der Pflege aufzutragen würde bei mir keinen Sinn machen. Das Ergebnis ist jedenfalls ausgesprochen gut.

  • Richtig Lurk, zur Reinigung auf Leder macht Microfaser durch aus Sinn. Da gerne starke Verschmutzungen aus dem Leder geholt werden, arbeite ich mit Baumwolle, auch, weil man die bei 90°C wieder weiß kochen kann. Außerdem muss ich ja was für die Waschmaschine haben, was auch mal bei 90°C läuft und wieder alles säubert. Des weiteren kann man verschmutzte billige Baumwolltücher auch mal schnell wegwerfen, ohne dass man sich Gedanken über den Preis machen muss. :)


    Das sind die Argumente, warum ich halt auch zur Reinigung Baumwolle nehme.


    bei der Versiegelung habe ich gerade einen komischen Gesichtsausdruck ?(
    Bisher war die Aussage seitens Colourlock, dass eine Versiegelung explizit vor der Pflege aufgetragen werden muss, weil sie nur auf sauberem, ungefetteten Leder haften kann. Ähnlich Lackversiegelungen, die nicht on Top auf gewachsten Flächen halten.


    Sollte mit Gyeon ein anderer Ablauf notwendig sein, so muss man jetzt je nach Hersteller der Lederversiegelung unterscheiden.


    PS: ich bin nach der Intensivreinigung mit Colourlock Lederreiniger stark auch ein Fan von Lexolprodukten für Leder geworden. Die Reinigungsleistung reicht aus für die Kur alle 12 Monate und die Pflege finde ich angenehmer und haltbarer. Geschmackssache.


    Die Anleitung gibt ja auch nur den groben Weg vor. Es gibt Leute, die werden den Lederreiniger stark meiden, lieber mehrfach mit mild arbeiten und nur Lederfett verwenden. Ich konnte auch bei altem Leder feststellen, dass schon die Verwendung von gefiltertem Wasser aus dem Kondenstrockner und die 2 EimerMethode beim Abnehmen von Reinigungsresten ein besseres Ergebnis gebracht hat - subjektiv.


    Leder ist Luxus, so sollte man das auch pflegen! :)

  • Du hattest ja selbst völlig richtig beschrieben, dass die Colourlock Versiegelung "durchlässig" ist für die nachfolgende Pflege aus gleichem Haus. Deshalb ist hier natürlich die von Dir beschriebene Vorgehensweise Reinigen - Versiegeln - Pflegen korrekt.


    Soweit ich aber weiß ist nicht jede Lederversiegelung "durchlässig", vor allem nicht in Kombination mit Pflegeprodukten anderer Hersteller. Ich müsste es natürlich selbst einmal testen, aber das Gyeon Q2 Leather Coat ist stark hydrophob, ähnlich der Gyeon Versiegelung für Textilien, so dass ich mir nicht vorstellen kann, dass die Lexol Pflege zum Leder "durchdringen" könnte. Aber das mag nur Spekulation sein, genährt durch meine gute Erfahrung damit, die Pflege vorher aufzutragen.

  • Da wird nur einen Nachfrage bei Gyeon helfen können. Ich frage mich natürlich, wie eine Versiegelung als Sperrschicht auf weichem Material wie Leder


    1. halten soll und
    2. was der Sinn dahinter ist.


    Leder muss "atmen" können, also Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben können, geschmeidig bleiben, darf nicht austrocknen. Eine Sperrschicht, also, luft- und feuchtigkeitsundurchlässigige Versiegelungen sind da doch eher kontraproduktiv, oder?


    Wie soll eine "Voll"-Versiegelung auf flexiblem Material richtig halten. Selbst Stoffversiegelungen halten massiven Wassermengen nicht stand (303 Fabric Guard), sorgen aber bei moderaten Mengen für hydrophoben Effekt. Von einer wasserfesten Sperrschicht kann man trotzdem nicht sprechen.


    Den einzigen Schutz vor Wasser kann ich mir in Form von "Lederölen" vorstellen. Da wird das Leder imprägniert bzw so mit Ölen versorgt, dass sie geschmeidig bleiben, aber kein Wasser eindringen kann. Öl stößt ja auch Wasser ab.