Polycarbonat (PC)/Makrolon-Fenster aufbereiten

  • Hallo zusammen,


    ich bin mir nicht ganz sicher, ob das in diesen Bereich passt, aber ich versuche es mal. Ist glaube ich ein wenig ungewöhnlich für dieses Forum.


    Ich habe mir kürzlich einen Ford Transit gekauft, der in jungen Jahren mal für die Bereitschaftspolizei gefahren ist. Daher hat das Teil rundum einschlagsichere Fensterscheiben aus ca. 5mm dickem Polycarbonat. Leider wurden diese von den Vorbesitzern nicht besonders pfleglich behandelt: teilweise trocken Scheibenwischer benutzt (zusätzliche Hochdruckdüsen waren abgeklemmt), alkoholhaltige Reinigungsmittel etc.


    Die Front- und Heckscheibe haben dadurch Riefen von den Scheibenwischern, die Seitenscheiben haben teilweise ganz feine Oberflächenrisse vom Alkohol, teils blättert der UV-Schutzlack ab.


    Jetzt würde ich gerne einen Rettungsversuch starten, weiß aber nicht so recht wie. Die Scheiben an sich sind nämlich super für den aktuellen Betrieb als Wohnmobil, weil sie schon einlagig sehr gut gegen Wärme und Kälte isolieren.


    Ich habe zwei Seitenscheiben, die ich zwecks Fluchtweg gegen Glasscheiben getauscht habe, als Versuchsmaterial. Dort habe ich bisher versucht, nass zu schleifen (400, 600, 800 und 2000er-Körnung), anschließend Handpolitur mit Sonax und Watte. Leider habe ich das aber manuell nicht komplett klar bekommen, vermutlich ist die Lackpolitur auch zu grobkörnig.


    Hat jemand hier Erfahrungen oder Tipps, wie ich am besten vorgehe?


    Ich würde mir - falls das Erfolg verspricht - auch gerne eine Poliermaschine und die entsprechende Ausstattung zulegen - von Hand werde ich bei den riesigen Fensterflächen nicht weit kommen. Nächster Schritt wäre auch eine brauchbare UV-Versiegelung.


    Eine eventuelle Poliermaschine würde ich anschließend auch gerne verwenden, um den Lack aufzubereiten: Der ist weiß, ziemlich matt und noch voller Klebreste bzw. -kanten von den abgezogenen Polizei-Klebefolien.

  • Einen 2000er Nassschliff mit der Hand rauszupolieten geht bestimmt ist aber recht sportlich!
    Ich würde noch mit 3000er schleifen und es dann mit einer Exzentermaschiene polieren.
    Du kannst natürlich auch erst probieren den 2000er Schliff raus zu bekommen.
    Klebereste und andere Verunreinigungen solltest du aber vor dem Polieren vom Lack entfernen.
    Am besten mit Kleberesteentferner und Lackknete.

    Ich habe viel Geld für Alkohol, Weiber und schnell Autos ausgegeben. Den Rest hab’ ich einfach verprasst.
    George Best

  • Wenn es Schlagfest war, schließe ich eher auf PC, aber kann ebenso eine Art Acrylglas, PMMA sein , auch gerne Plexiglas (R) oder auch im Marketing Makrolon (R) genannt.


    Daraus werden heutzutage auch gerne im Maschinenbau Scheiben gefertigt, wenn Sicherheit und Schlagfestigkeit im Vordergrund stehen.
    Eigenschaften sollten grob bekannt sein: sehr stoßfest, leider eher weich und damit kratzempfindlich, ab 130°C leicht formbar, gut bearbeitbar, nicht spröde, recht wärmeempfindlich, Chemikalienbeständig, aber leicht angreifbar durch Lösemittel. Wird viel als Zwischenschicht im splittersicheren Verbundglas genutzt.
    Ich sehe da kein Problem, wie bei üblichen Kunststoffteilen am Auto vorzugehen (Heckleuchten, Frontscheinwerfer), außer dass du etwas mehr auf Wärmeentwichlung achten musst und das PMMA eher weicher ist, als viele andere Hartkunststoffe.


    Sollte es Polycarbonat sein:
    Glasklar, hartelastisch, Schlagzäh, kann mit Glasfasern verstärkt werden (nur mechanischeWirkung), witterungsbeständig, schwer entflammbar;
    Beständig gegen Säuren, Alkohole, Öle, Benzin, Fette, aber nicht gegen Laugen!



    Auch Frontscheinwerfer sind zum Großteil aus PC/PMMA, danach jedoch mit einer UV-Versiegelung versehen , also bietet sich dann eine gleiche Vorgehensweise 1:1 wie bei einem Frontscheinwerfer Polierset an. ;)

  • Danke für eure Antworten!


    Es ist definitiv Polycarbonat, habe ich gerade noch einmal in den Herstellerspezifikationen gefunden.


    Ein fertiges Scheinwerfer-Politurset ist für meine Zwecke wohl nicht das Richtige, weil die Fläche ja wesentlich größer ist.


    Dann geht es jetzt an meine Einkaufsliste:


    - 3000er Schleifpapier
    - Poliermaschine (Exzenter, möglichst langsame Drehzahl?)
    - Welche Aufsätze für den Teller?
    - Welches Politurmittel?
    - Welche Versiegelung?


    In Sachen Ausstattung für Lackpolitur und -versiegelung schaue ich mich noch hier im Forum um, da werden ja sicher reichlich Infos zu finden sein.

  • Ich habe da ehrlich gesagt Bedenken eine Windschutzscheibe zu schleifen etc. Ich würde das z.B. auch nie beim Motorradhelmvisier machen. Ist ja auch eine "Kustoffscheibe". Es sieht vielleicht erst schön aus, aber lass die Sonne mal tief stehen oder oder oder. Das wäre mir persönlich zu viel Risiko. Hast du mal über einen Austausch der Scheibe nachgedacht?

  • Hallo,
    erstmal einen Link zur Problemlösung:


    Acryglasprofis Reparatur- und Pflegeanweisung


    meine Vorstellung erfolgt später, ich bitte dies zu entschuldigen.

    Acrylglas bzw Plexiglas ist ja PMMA. Der TE hat aber Polycarbonat. Die Anteilung läßt sich nicht 1:1 übertragen.


    BTT:


    Alle Scheiben außer die Frontscheibe würde ich schleifen, aber die Frontscheibe läßt sich sicherlich bei Schäden im Fahrersichtbereich über die Teilkasko günstig erneuern. GGF sogar gegen eine Glasscheibe, was sehr sinnvoll wäre.


    Da Lacke auch Kunststoffe sind, kannst Du da an die Scheiben ganz gut rangehen, ähnlich wie auf weichem Lack. Bekannte Polituren funktionieren auch wie auf Lack, nur sollte das alles hologrammfrei sein.
    Als UV Schutz habe ich von SCG das Headlight Protectant eingesetzt und finde es sehr gut. Es wirkt dem Ausbleichen von Kunststoffen gut entgegen, wobei ich es aber auch alle 6 Monate auffrische.
    Teller und Politur sind nicht die wichtigen Kriterien. Arbeite mit den Sachen, mit denen man auf dem Lack auch gut arbeiten kann, natürlich auf großer Fläche. Kontrolle ist ähnlich gut wie bei Glasscheiben, da man super von innen ins Gegenlicht schauen kann, ob noch Kratzer und Spuren vorhanden sind.

  • Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten, vor allem die Anleitung von acryglasprofi ist sehr interessant.


    Ich werde auf jeden Fall mit den Seitenscheiben beginnen, um die ganze Sache einschätzen zu können. Austausch der Windschutzscheibe ist definitiv eine Option, allerdings ist das Teil aus Kunststoff schon sehr praktisch, weil es vollkommen steinschlagresistent ist - ist auf den nächsten geplanten Reisen, die teilweise sehr weit in den Osten und nach Nordafrika gehen sollen, Gold wert. Offenbar werden auch Kabinenhauben von Segelflugzeugen aufgearbeitet, es sollte also möglich sein.


    Die acrylglasprofi-Anleitung empfiehlt Schleifen mit 3200er und 8000er-Schleifleinen... Da bin ich wohl ein paar Stufen zu grob eingestiegen...


    Headlight Protectant von SCG schaue ich mir an.


    Kann mir noch jemand eine brauchbare (eher günstige) Poliermaschine und den passenden Teller empfehlen...? Schwabbelscheibe würde ich eher ungern benutzen, damit komme ich nicht besonders zurecht.