Pretty Fly For A White Guy - Calcitweiße Mercedes C-Klasse meets PHPS

  • http://www.youtube.com/watch?v=AltMeuPkWRs


    Im Oktober, kurz vor der Winterpause hatte ich mal wieder einen Kandidaten für eine Außenaufbereitung. Es handelt sich um den Daily meiner Eltern, eine C-Klasse der Baureihe W204 Vor-Facelift mit rund 110000 Kilometern auf dem Tacho. Der Wagen wurde letzten Winter gebraucht gekauft und seither nicht geschont, vom täglichen Einkauf bis hin zur 12-stündigen Fahrt in den Urlaub nach Spanien. Immerhin anzumerken, dass er mittlerweile nur noch per Zwei-Eimer-Wäsche gepflegt wird und einen Garagenstellplatz hat.



    Für mich hielt der Mercedes einen knüppelharten Lack, eine oftmals Poliermaschinen-unfreundliche Karosse und einige andere schöne Überraschungen parat. Viel Spaß beim Lesen! :)


    Ausgangszustand


    Leider sind meine Foto-Künste immer noch nicht besser geworden und der weiße Lack hat mir die Aufnahme des Ausgangszustands auch nicht gerade leicht gemacht. Zu allem Übel hat dann auch noch einer meiner Strahler den Löffel geschmissen. :S
    Jedenfalls ist der Lack übersät mit Swirls, aber auch Defekten, die über die üblichen Waschanlagen-Spuren hinaus gehen und auf einen Missbrauch durch den ollen Baumarkt-Schwamm oder die Kratzbürste hinweisen.








    Besonders viel Freude haben mir dafür die unischwarzen Zier-Elemente gemacht. Ideales Material für schöne 50/50-Aufnahmen.




    Hier zum Beispiel die Blenden am Dach. Letzteres besitzt eine Panoramaverglasung und besteht daher großteils aus Fensterglas.




    Die obligatorischen Klavierlack-B-Säulen dürfen nicht fehlen:




    Was ich dagegen noch bei keinem anderen Auto gesehen habe, sind diese Blenden für die Windschutzscheiben-Dichtung. Eigentlich schick, aber nicht wenn man sie mit einem Eiskratzer vergewaltigt.






    Zu den typischen Lackdefekten kommt noch ein leichter Streifschaden vom Vorbesitzer, beifahrerseitig an der vorderen Stoßstange. Klar, dass ich den nicht wegzaubern kann, aber ich sollte auf jeden Fall "retten, was zu retten ist".




    Wagenregel Nr. 2: die Autoschlange ist das einzige Tier, bei dem sich der Anus immer ganz vorne befindet.

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  • Aufbereitung


    Los geht's. Aber vorerst ganz ohne Poliermaschinen, Pads und Tücher, sondern mit dem Schraubenschlüssel: zunächst stand nämlich noch der Bremsenservice an der Hinterachse an, den ich vor der Lackaufbereitung noch erledigen wollte.
    Hier der Ausgangszustand der Räder samt Bremsen. An den Felgen werde ich vorerst nichts machen, da diese nach der aktuellen Saison verkauft und durch etwas Schickeres in 18 Zoll ersetzt werden sollen. Außerdem löst sich an den Premium-Felgen Marke Mercedes-Benz der Klarlack großflächig ab, der dachte sich wohl "das Beste oder nichts!".




    Die Bremsscheiben sowie die Beläge wurden durch neue ATE-Teile ersetzt. Bei den Belägen kamen die staubarmen ATE Ceramic zum Einsatz, auf die in meiner Familie mittlerweile alle schwören. Außerdem habe ich die vergammelten Bremssättel samt Träger bei der Gelegenheit gründlich entrostet und in einem schönen Neuwagen-Silber (Foliatec stratos silver metallic) lackiert.






    Nun aber an den Lack!


    Auf dem weißen Lack präsentierten sich schon seit dem Kauf schön sichtbar unzählige rote Pickel - klarer Fall von Flugrost. Hier durfte der Shiny Garage D-Tox ran und brachte den Mercedes zum bluten.










    Eine Wäsche mit stark überdosiertem Sonax Red Summer sowie ein schneller Durchgang mit der blauen Petzold's Magic Clean Knete erledigte den Rest.


    Zurück in der Garage musste die Motorhaube für die ersten Testspots herhalten, wobei sich bestätigte, was ich befürchtet hatte: der Lack ist wirklich extrem Politur-resistent! Ein Durchgang CarPro Clear Cut auf einem orangenen LC HDO Pad hat praktisch keine deutliche Defektkorrektur gebracht.
    Nächster Versuch: Meguiars Mikrofaser Cutting-Pads mit CarPro Clear Cut. Da ging dann schon was. Die teilweise wirklich bösen Wasch-Swirls wurden eliminiert und auch einige der RIDS konnte ich damit entfernen, jedoch nicht alle. Die Menzerna 400 lieferte ein ganz ähnliches Ergebnis, ließ sich aber deutlich schlechter abnehmen als die Clear Cut, die schon fast von alleine verschwand. :love:


    Da ich mich bisher konsequent gegen die Anschaffung einer Rota gewehrt hatte, musste ich wohl oder übel mit der Kombination MF-Pads und Clear Cut weiterarbeiten. Besonders auffällige Schrammen wurden mit Kovax angeschliffen und auspoliert, allerdings konnte ich das aus Zeitgründen nicht mit allen tiefen Defekten machen. Sonst hätte ich gleich mit einem großflächigen Nassschliff beginnen können. :wacko:


    Mit der oben genannten Kombination erreichte ich eine Defektkorrektur die im Schnitt wohl zwischen 80 und 90 Prozent liegt. In den unteren Türbereichen, wo noch mehr und tiefere Kratzer zu finden waren, eher weniger. Der Vorteil an der Sache ist, dass man sie dort unten nicht so sieht.


    Der Streifschaden an der Frontschürze war als Erstes fällig. Hier besserte ich zunächst stellenweise mit Lackstift aus, anschließend wurde das Ganze mit Abralon P3000 geglättet. Es sah leider so aus, als ob der Autohaus-Aufbereiter da schon einmal daran herumgemurkst hätte, weshalb ich nicht überall vernünftig austupfen bzw. unbegrenzt runterhobeln konnte.
    Im Zuge der Schadensbegrenzung an der Frontschürze besserte ich auch die Steinschläge im Frontbereich aus. Die sind auf weißem Lack halt schon sehr auffällig.
    Da es langsam dunkel wurde und sich angesichts des unkooperativen Lacks eine Nachtschicht anbahnte, musste unterdessen die Versorgung des leiblichen Wohls noch sichergestellt werden...




    Kommen wir zu den wirklich interessanten Teilen! Zunächst mal diese unischwarzen Streifen zwischen Glasdach und A-/B-/C-Säule. Hier bin ich mir nicht ganz sicher, um was für ein Material es sich handelt, mit gewöhnlichem Zweischichtlack behandeltes Blech ist es auf jeden Fall nicht. Möglicherweise eine Art Pulverbeschichtung. Ein erster Durchgang mit der Clear Cut auf einem weißen Menzerna-Spotpad bestätigte den Verdacht, dieses war anschließend nämlich schwarz. Dafür ging bei der Defektbeseitigung was: nach zwei Durchgängen waren fast alle Defekte verschwunden, und das bei nur geringem Haze.


    Hier die Beifahrerseite:




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  • Und die Fahrerseite:




    Weiter geht's mit den unischwarzen Zierblenden um die Windschutzscheibe. Gleiche Pad-Poiltur-Kombi, ähnliches Resultat. Das dabei entstandene 50/50 zunächst mal ganz ohne böse LEDs, nur mit eingeschalteter Garagenbeleuchtung. Ich denke eine Verbesserung ist zu erkennen.




    Und aus der Nähe:




    Gleiches Spiel an der Beifahrerseite:




    Und schließlich die obligatorischen B-Säulen. Hier hatte ich mal wieder einen Grund für den nächsten Schluck Bier. Die Blenden waren zu allen Seiten von Gummidichtungen eingefasst, die wiederum über die Blenden herausragen. Keine Chance, da mit der Maschine nicht dran zu kommen. Mein Versuch mit Abkleben endete in einer kleinen Katastrophe. Ich hasse es... :cursing: :cursing:




    Das Tape habe ich wieder entfernt und es statt mit einer klassischen Politur mit etwas CarPro Essence auf einem orangenen LC Pad probiert. Tja, das Essence hat mir mal wieder den Arsch gerettet...




    Wie man sieht ist noch ein leichter Schleier drin, der ließ sich später mit einem weichen Pad aber auch noch entfernen.


    Nicht zu vergessen die Leiste zwischen B- und C-Säule, ebenfalls mit den undankbaren Dichtungen ausgestattet:




    Die Pads sahen hinterher so aus:




    Einen hab ich aber noch. Der Heckspoiler gibt auch noch halbwegs brauchbare 50:50-Aufnahmen her:




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  • Genug Spielerei, zurück an den weißen Fahrzeuglack, genauer gesagt an das Heck. Da wartete auch gleich die nächste Überraschung auf mich: die Haltestange zur Fixierung des Kofferraumdeckels passte nämlich nicht, der Ring war für das Schloss zu groß. Dass die in Stuttgart auch immer eine Extrawurst machen müssen...




    Not macht erfinderisch...ein Schlüsselring konnte mein Problem lösen. :thumbup:





    Die Rückleuchten waren für mich ein weiterer Hinweis dafür, dass die Mercedes-Designer uns Detailer ganz offensichtlich nicht besonders mögen, oder warum macht man denn sowas?






    Andererseits, eine Aufbereitung ohne meinen Polierball? Wäre ja auch irgendwie schade gewesen! In Verbindung mit der Menzerna 2200 und der Bohrmaschine konnte die kleine rote Kugel die auch eigenwillig designten Gläser der Rückleuchten bändigen.




    Fertig:




    Bei der weiteren Bearbeitung des Hecks stieß ich auf Schäden, die mir vorher noch gar nicht aufgefallen waren. Vor allem die Heckstoßstange bot rund um die Ladekante Macken in allen Formen und Tiefen, wie ich feststellen musste. Da konnte ich im Prinzip auch nicht mehr machen, als ausbessern und etwas verschleifen, das Meiste war einfach zu tief.


    Hier beispielhaft mal so einen Kandidaten: eine schöne vertikale Schramme.





    Nach dem Füllen und Schleifen:





    Ich hab's lange aufgeschoben, aber nachdem ich das gesamte Fahrzeug maschinell gecuttet hatte, war doch noch Handarbeit gefragt. Türgriffmulden. Blöderweise hat der Kollege hier auch gleich vier Stück davon. :pinch:




    Mit dem Cutting war das Gröbste dann auch erledigt. Es folgte eine entspannte Runde Essence auf gelben Rupes-Pads zum Entfernen der Cutting-Schleier (Haze) und zur Vorbereitung auf das Coating. Bei Letzterem entschied ich mich wieder für das PHPS, von dem ich noch Reste übrig hatte. Wirklich begeistert bin ich vom PHPS zwar nicht, aber für einige Monate Schutz bei einem handgewaschenen Garagenwagen sollte das schon ausreichen.
    Nach dem Auftrag durfte das Coating noch einige Tage aushärten.


  • Unterdessen kümmerte ich mich mit dem Koch Chemie Plast Star um diverse Kunststoffteile, wie beispielsweise die Inlays im Grill:




    Und auch die Kunststoff-Kennzeichenunterlage darf dank dem Plast Star schön beaden:





    Finish


    Das war's, Zeit für einige Finishbilder. Leider hatten wir einen recht regnerischen Herbst und damit nicht viel Gelegenheit für trockene Aufnahmen, mit Sonne schon zweimal nicht. :(


    Der Streifschaden vorne ist nur noch bei genauem Hinsehen erkennbar:




    Und auch die gezeigte Schramme in der Heckschürze fällt nicht mehr so sehr auf:










    Der Zeitaufwand lag insgesamt bei ca. 35 Stunden. Da meine Mutter unterdessen für drei Wochen ohne Auto in Kur war, konnte ich mir aber auch Zeit lassen und die Arbeiten entsprechend einteilen.


    Ich muss zugeben, ich wäre mit dem Ergebnis so nicht zufrieden. Da sind für meinen Geschmack noch zu viele RIDS drin. Das Ergebnis ist ein Kompromiss aus Defektkorrektur und Alltagstauglichkeit im Sinne von möglichst wenig Klarlack herunter zu schleifen, vermutlich wird da nämlich auch in Zukunft noch einiges rein geraten. Nichts desto trotz ist der Mercedes für meine Eltern nun "ein neues Auto!" :D


    Was ich noch nicht bearbeitet habe, sind die Glasflächen, und davon hat er ja genug. Ich denke ich werde demnächst mal wieder eine größere AP24-Bestellung tätigen und auch eine große Flasche Gtechniq G1 ordern, mit 2-3 Schichten davon wären die Scheiben rundum dann für ein paar Jahre versorgt. Auch die neuen Sommerräder sollen noch versiegelt werden, sobald sie denn mal da sind. Vielleicht schreibe ich dann nochmal ein bisschen was dazu. ;)

  • Sehr schönes SIO und Detailarbeiten von dir!!!
    Die weiße C-Klasse steht jetzt wieder bombig da :love:
    Harter Lack und tiefe Defekte sind eine zeitintensive Herausforderung, das kann ich nachvollziehen X/
    Die zurückgebliebenen RIDS sind halb so wild auf weiß und laufen sowieso nicht davon :)
    Deine Mutter kann sich glücklich schätzen :thumbup:
    Danke fürs teilen!

  • Saubere Arbeit, steht top da der Benz. :thumbup:
    Die tiefen Schrammen sind halt schade, aber du hast das beste draus gemacht. :thumbup:
    Der Lack ist ein fieses A-Loch, der ist nicht nur ziemlich kratzfest, sondern wert sich auch mit allen Kräften gegen das Polieren. X/


    Die Rückleuchte ist doch ganz human. Mach das mal bei den alten eckigen mit dem "Kühlergrill" im Rücklicht. :thumbup: ^^
    (W202, W201, W124 etc)

  • Da haut er einfach wieder einen raus. :D
    Von der Aufbereitung hast uns letzten Samstag gar nichts erzählt... glaube ich.


    Natürliche schicke Arbeit mit gutem Ergebnis. Weißte selbst.. brauch ich dein Ego nicht noch mehr aufpumpen ;)

    Leider sind meine Foto-Künste immer noch nicht besser geworden

    Das könnte auch einfach an deinem IPhone 6 liegen :D
    Du brauchst ganz offensichtlich ein neues/neueres Handy :D

  • Danke für den Bericht, hat Spaß gemacht :)


    Ok, Cutting und danach Essence als Finish hatte ich auch geplant, scheint ja super zu funktionieren. Habe einen weißen Golf 7 GTI auf meiner Liste zum Aufbereiten.


    Du meinst, dass du mit dem PHPS nicht so zufrieden bist. Welches 1 Schichten Coating für den Endverbraucher würdest du denn anstelle dessen vorschlagen? Bin auch noch am überlegen, welches Coating es werden soll. Mit CQUK 2.0/3.0 und PHPS war ich bisher zufrieden, mit Eco Shield eher nicht.

  • Danke für den Bericht, hat Spaß gemacht :)


    Ok, Cutting und danach Essence als Finish hatte ich auch geplant, scheint ja super zu funktionieren. Habe einen weißen Golf 7 GTI auf meiner Liste zum Aufbereiten.

    Mercedes und Golf sind zwei Welten in der Lackhärte. Verglichen mit dem Mercedes ist der Golf butterweich, auch wenn dieser schon auf der härteren Seite ist. :whistling:

  • Welches 1 Schichten Coating für den Endverbraucher würdest du denn anstelle dessen vorschlagen?

    Das ist die Frage für 2020!.... Am Samstag als wir uns getroffen haben, hatten wirs auch genau davon. Fox und ich teilen uns die Coatings jedes Jahr,
    da es den Preis halbiert und nicht noch mehr Coating als ohnehin schon in die Tonne fliegt.
    Im Raum standen PHP1, Suave 2018/19 (also das aktuellste halt :D ) oder EXO V4...


    PHP1 ist raus, da zu teuer. Selbst bei etwas besserer Performance als das PHPS reicht uns das noch immer nicht um 110 € für ein Coating auszugeben.
    Dafür war uns das PHPS einfach in vielen Dingen nicht "gut genug". Natürlich jammern auf hohem Niveau aber dennoch...


    Suave 2018/19 spielt ja in einer ähnlichen Preisklasse, ist uns aber zu unser da man davon nicht sooo viel wie über andere Coatings gelesen hat.


    EXO V4 ist natürlich kein reines 1-Schicht-Coating sondern eher on Top für ein Base-Coat. Dafür aber preislich mehr als attraktiv.
    Auch als stand alone sollte es eigentlich gut halten. Außerdem gibt es dieses als einzigen in einer 30ml Flasche.
    Beim Suave 2016 und PHPS haben wir jeweils mehr als die Hälfte übrig gehabt und hatten keine Verwendung für. Da wirft man dann halt bares Geld weg. Muss ja nicht sein..


    Zum Schluss und zu 99% haben wir uns nun für eine Kombination aus CSL + EXO V4 entschieden. CSL da ebenfalls in 30ml erhältlich und somit preislich im Rahmen.
    Zumal es das ganze ja auch im Set gibt und wir noch immer günstiger als beim PHP1 sind.
    Verarbeitung beider Produkte sehr gut und einfach und Standzeit sollte somit 1 Jahr sein. Das PHPS hat das bei uns beiden nicht geschafft..


    Außer es kommt nun noch ein neues Mega-Coating auf den Markt.. dann müssen wir neu überlegen :D