Mercedes S Klasse Unischwarz – 150 Stunden Geduldsprobe

  • Nachdem ich nun die Zeit gefunden haben meine Bilder etwas zu sortieren, habe ich den Entschluss gefasst einen kurzen Bericht über meine Aufbereitung zu verfassen.
    Leider sind die Bilder lediglich mit dem Handy geschossen, ich bitte deshalb die Bildqualität zu entschuldigen. Durch den recht kleinen Fokusbereich und die damit verbundene Unschärfe zum Rand hin kommen die Schäden leider nicht so gut zur Geltung. Deshalb zusätzlich ein paar erklärende Worte:


    Der Zustand des Fahrzeugs war leider extrem schlecht, geschuldet vor allem 120 000 Autobahnkilometern und ausschließlich Waschstraßen-Wäschen. Zusätzlich war der Wagen auch vielfach in Frankreich in Küstenregionen unterwegs und hat viel Sand gesehen.
    Somit war der gesamte Wagen übersäht von Steinschlägen, der Frontbereich war gänzlich glanzfrei, der Rest des Fahrzeugs schon recht matt. Besonders gut ist das Ausmaß der Steinschläge auf dem Bild des Kotflügels vorne zu erkennen.
    Darüber hinaus war der Wagen übersäht von tiefen Kratzer, die sich teilweise über die Länge einer gesamten Tür erstreckt haben.
    Erschwerend kam hinzu, dass der Wagen im Bereich des hinteren rechten Kotflügels neu lackiert wurde, Grund dafür war ein Reifenplatzer auf der Autobahn. Soweit zum Ausgangszustand.


    Poliert wurde ausschließlich mit der (verhältnismäßig kleinen) Flex PXE - exzentrisch. Das war allerdings auch nötig, denn ich habe sämtliche tiefen Kratzer einzeln bearbeiten müssen, um nicht unnötig Klarlack zu entfernen. Für die tiefsten Kratzer waren teilweise 5 Cutting Gänge nötig, das möchte man dem gesamten Auto natürlich nicht zumuten.


    Das komplette Fahrzeug wurde mit zwei Cutting Durchgängen mit Lake Country Microfaser Pad und KC H9.01 gefahren. Als Finish hat das ultraweiche ServFaces Pad in Kombination mit Sonax Perfect Finish gute Dienste geleistet. Wichtig war beim Finish die Verwendung von wenig Politur und geduldiges Durchfahren bis zum Schluss. Ein einzelnes nicht zerlegtes Korn reicht bei dem Lack aus um noch einmal von vorne beginnen zu können. Zum Abtragen wurden die Premium Tücher von ServFaces verwendet. Wie bereits weiter oben erwähnt haben die tiefen Kratzer teilweise noch 3 zusätzliche Cutting Gänge benötigt, Kratzer für Kratzer – und davon gab es wahrlich genug.


    Versiegelt wurde letztendlich mit ServFaces Suave. Gründliche Vorreinigung mit Ultima und Neutra versteht sich von selbst. Der Trick hierbei war, die Abnahme gänzlich ohne Druck zu bewerkstelligen. Das funktioniert natürlich nicht schlierenfrei, denn der übrig gebliebene dünne Film trocknet von selbst und hinterlässt Spuren. Diese mussten dann im Anschluss mit einem Premiumtuch einzeln herauspoliert werden. Nur so war ein Kratzer-freies Vorreinigen ohne Kompromiss in der Reinigungsleistung möglich, mit maximaler Einwirkzeit von jeweils 3 Minuten. Beim Suave habe ich auf eine Schicht gesetzt, dafür aber großzügig aufgetragen, denn auch hier wollte ich die maximale Einwirkzeit von 2 Minuten erreichen. Das hat auch gut funktioniert. Abgetragen wurde in 3-4 Stufen gänzlich ohne Druck, nachpoliert in 2 Stufen. Verbrauch ca 50 Tücher, denn ein Wenden des Tuches Pro Wischvorgang ist bei dem Lack absolute Pflicht, sonst hat man sofort Schlieren/Kratzer. Da kommt bei so einem großen Auto schnell etwas zusammen.


    Wie der Titel schon suggeriert war ich insgesamt gute 150 Stunden mit dem Auto beschäftigt, aber das Ergebnis entschädigt für die vielen Arbeitsstunden. In folgendem kurzen Video bekommt man einen guten Eindruck vom Resultat:


    Endergebnis Mercedes S-Klasse Unischwarz







    Auf dem Bild des vorderen Kotflügels handelt es sich nicht um Staub sondern um Steinschläge ;)

  • Ich denke über das Ergebnis braucht man nicht diskutieren. Ganz große Klasse - vor allem bei dem zerbombten Vorherzustand!


    ABER - ich würde lieber 2mü in Summe mehr vom Lack nehmen und mir 100Arbeitsstunden sparen. Für mich steht das in keinem Verhältnis. Nur weil man 5 Durchgänge mit der PXE Cutted braucht man nicht glauben, den halben Klarlack gekillt zu haben. So ein Tier ist sie dann bei weitem nicht :D

  • @Dr.Boris Wie gewünscht noch zwei Fotos vom Gesamtfahrzeug



    @psaiko Prinzipiell hast du natürlich recht, vor allem dann, wenn man es gewerblich macht. Bei mir steht Materialerhalt aber an oberster Stelle, auch wenn es nicht wirtschaftlich ist. Teilweise waren übrigens 10 mü nötig (nachgemessen), um die Kratzer zu entfernen. Das ist schon nicht unerheblich um das mal am ganzen Fahrzeug durchzuziehen. Gerade mit kleinem Microfaserpad auf höchster Stufe ist die PXE nicht zu unterschätzen, auch wenn andere Maschinen da deutlich mehr können.

  • „Jeder Kunde kann ein lackiertes Auto in jeder gewünschten Farbe haben, solange es schwarz ist.“


    Any customer can have a car painted any color that he wants so long as it is black.


    Henry Ford

    Einmal editiert, zuletzt von Ben Klock ()

  • Haha,


    bei dem Youtubevideo dachte ich zuerst: "fahrt er jetzt mit der frisch polierten Karre durch den Dreck oder soll das irgendein Pornintro werden", bis dann das Wasser runter floß und mir klar wurde dass das der Benz selbst ist der schön spiegelt :)


    150 Std. muss man erstmal hinkriegen und wäre mir die Lust sicherlich vergangen, daher Respekt fürs durchziehn.
    Sag jetzt bloß nicht noch nonstop durch geackert mit Streichhölzer in den Augen...


    Kratzfreie Fahrt...

  • Respekt vor dem Ergebnis, aber 150 Stunden, uff..
    Da hätte man sich auch zwei Drittel sparen können. :D

    Man muss noch erklärend hinzufügen, dass gerade im unteren Bereich hinten der Rädern und den Türen teilweise noch 65 mü Gesamtlackdicke verfügbar waren (bedingt durch das immense Maß an Steinschlägen in diesem Bereich), wenige Zentimeter höher dann bereits wieder über 90. Das sind alles keine Bedingungen um optimistisch mit viel Cut an die Sache heranzugehen. An diesen Stellen habe ich genauso viel Zeit mit Messen verbracht wie mit Polieren, normalerweise fasst man diese Bereich überhaupt nicht mehr an. Da muss man sich dann sehr gut überlegen, wo man aufhört und wo man noch weiter macht, speziell dann, wenn ein Kratzer in so einen Bereich hineinläuft.

    Hut ab! 8o :thumbup:


    Bei der Arbeit mal an einen Benzinkanister und Feuerzeug denken müssen? :)

    So schlimm war es zum Glück noch nicht. Aber an den Lackierer meines Vertrauens habe ich des öfteren gedacht ;)



    150 Std. muss man erstmal hinkriegen und wäre mir die Lust sicherlich vergangen, daher Respekt fürs durchziehn.
    Sag jetzt bloß nicht noch nonstop durch geackert mit Streichhölzer in den Augen...


    Kratzfreie Fahrt...

    Nein, nonstop wäre nicht möglich gewesen, das hat sich über zwei Monate hinweg gezogen.

  • Klar kann man über den Weg diskutieren. Über das Ergebnis allerdings nicht. Richtig richtig starke Leistung !


    Selbst wenns nur 70 oder 100 Stunden gewesen wären. Sowas machste in Summe nur wenn du die Leidenschaft dafür hast. Und darum gehts doch hier oder ;)

  • Bei der Größe kannst auch einfach schon locker ne Hand voll Std oben drauf legen. Bei meinem S500L Auftrag musste unten rum das dicke Rupes Wollpad auf Berta ran. Nur exzentrisch wäre ich wahnsinnig geworden und dann noch nur 75mm... puuuh. Aber ok, Std aus Überzeugung mit passendem Ergebnis!

  • Natürlich gebe ich euch recht, mit mehr Erfahrung, größerem Maschinenpark und eventuell auch größerer Risikobereitschaft wäre das Projekt für viele von euch sicher auch in 70-100 Stunden möglich gewesen. Da ich aber pro Jahr nur eine Hand voll Autos mache, möchte ich all meine Übung auf eine Maschine fokussieren um diese bestmöglich zu beherrschen. Insofern sehe ich die 150 Stunden nicht als verlorene Zeit, sondern als gewonnene Erfahrung.

    • Offizieller Beitrag

    Schönes Fazit! :)


    Danke fürs Teilen der Aufbereitung, richtig schick geworden! Wir hatten dieses Jahr eine S Klasse in der Langversion unter den Maschinen, inkl. kompletter Leder Behandlung innen... daher vollkommen klar, was das Ding an Metern hat. Bez. der Dauer hast natürlich etwas "Clickbait" in den Titel eingebaut, aber gerade weil es hier keine gewerbliche Aufbereitung war sondern eine von einer Handvoll im Jahr, ist die Dauer vollkommen legitim. Im (voll)gewerblichen Einsatz müsste man da durchaus mal über die Mittel und Wege MEHR nachdenken - hier ist es doch völlig bumms, der Weg ist das Ziel.

  • Ich verwende das ETARI MD 666. Im Bereich unten vor dem Hinterrad und entlang der unteren Zierleiste der Tür waren definiv nur zwischen 65-70 my, mehrfach nachgemessen und Messgerät neu kalibriert.
    Da bekommt der Wagen auch die meisten Steinschläge ab, war deutlich am Lack sichtbar. Ob der Wert jetzt auf 5 my exakt ist weiß ich nicht, aber die Abweichung zum Bereich wenige Zentimeter darüber war immer wieder reproduzierbar nachmessbar 20-30 my.
    Als Referenz: am Einstiegsbereich der B-Säule waren es gemessen knapp über 70 my, dort ist ja bekanntlich die geringste Klarlackdicke. Von daher passt dir Größenordnung.

  • Im Grunde ist es eine punktuelle Beschädigung wie du richtig sagst, bei sehr hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn über 100 000 Kilometer hinweg jedoch in der Summe nicht mehr. Zumal dieser Bereich des Autos formbedingt (Kotflügelverbreiterung über den Radhäusern) am exponiertesten ist. Dann muss man sich die einzelnen (punktuellen) Steinschläge in der Summe wie Sandstrahlen vorstellen. Das zeigt zum einen das Schadensbild als auch die Schmutzansammlung nach der Fahrt.


    Du kannst dir dazu vielleicht nochmal das Fotos des Kotflügels von oben anschauen, da siehst du recht gut wie massiv die Steinschläge sind und das in einem Bereich, der parallel zur Strömung steht. Wenn du dir das jetzt an einem Bereich vorstellst, der direkt in der Strömung steht (hintere Radhäuser), dann kann man recht gut nachvollziehen, dass das Schadensbild flächig wird und nicht mehr als einzelne punktuelle Steinschläge zu verstehen ist.