Wie bereiten Autohäuser für den Verkauf auf?

  • Hallo,


    die Autohäuser haben - speziell für Gebrauchtwagen - ja hier und da Tricks auf Lager, damit das Auto attraktiv da steht.

    Was machen die denn?


    Mir hat heute ein Bekannter sein neues (gebrauchtes) Auto vorgestellt und für knapp 100k Kilometer stand der echt gut in der Sonne.

    Blau Metallic und ich habe jetzt nicht so typische Waschanlagen-Spuren auf dem Lack entdecken können, auf den Hochglanzleisten konnte man die aber gut erkennen. Alles mit einem Wachs aufgefüllt? Oder wurde der tatsächlich gut poliert? Holos gabs keine.

    Hier und da waren auch tiefere Kratzer vorhanden, wohl durch Sträucher oder ähnliches, die waren problemlos zu sehen. Und dann halt die typischen Spuren an den Fensterrändern, wo keine Waschanlage hinkommt.

    Auf den Reifen war satt Reifenpflege, was ich furchtbar finde. So sieht nie ein neuer Reifen aus. Ich habe mal ein Auto von mir in Zahlung gegeben und ihn später bei einem anderen Händler entdeckt, die Reifen waren eigentlich fällig, aber auch hier wieder satt Reifenpflege.

    Ich bin ja schon neugierig, aber ich kann das nächste Mal jetzt auch eine ScanGrip mit bringen. :D :saint:


    Wir tun alles dafür, um Kratzer zu vermeiden, polieren aufwendig über Stunden die Autos, nutzen teure Wachse und Veriegelungen, die Autohäuser betreiben doch nicht so einen Aufwand, weil die meisten Käufer das eh nicht sehen, ob das Auto jede Woche durch die Waschanlage gefahren wurde?!


    Ja, in dem Fall kenne ich den oder die Vorbesitzer des Autos nicht, aber die Hochglanzleisten waren definitiv regelmäßig in einer Waschanlage. :S

  • Diese "Aufbereiter" haben maximal 2-3 Stunden Zeit, manchmal vllt. 4 Stunden. Sonst rechnet sich das für die absolut nicht. Materialschonend gehen sie nicht vor und das Außenkleid erhält, wie zuvor beschrieben, ne Rotarunde mit Politur welche enorm füllend und silikonhaltig ist. Sieht für den Normalsterblichen erstmal erste Sahne aus. Nach der ersten Waschanlagensession sieht das meistens anders aus ^^


    Für 99% sind WIR sowieso von einem anderen Stern...ich sehe das hingegend genau andersrum🤣

    Zum Glück konnte ich schon einige im näheren Umfeld "bekehren" und die Augen öffnen 😜

  • Jetzt lassen wir mal kurz die Vorurteile sein.

    Es kommt da auch drauf an was das AH an dem Auto verdienen kann/wird. Es gibt Autos die wurden schon teuer eingekauft und da gehen noch ein paar Taler drauf und weg damit. Die bekommen logischerweise nicht so viel Liebe, außer ein bisschen Reinigung.

    Es gibt aber auch Autos die günstig eingekauft werden und wo massig Potenzial drin ist. Die bekommen auch mal ne richtige Politur mit allem drum und dran. Sowas wie wir als One Step verkaufen würden.

    Das hängt aber auch vom Autohaus ab. Es gibt welche die Wert drauf legen und auch einige die euren Vorurteilen entsprechen.

    Das ist als würde ich sagen das jedes Restaurant mit fertig Saucen kocht. Trifft sicher hier und da zu, aber sicher auch nicht überall.

    Es gibt überall Leute mit und ohne Stolz bzw Bock auf ihre Arbeit. Das selbe kann man auch über uns Aufbereiter sagen. Wenn wir mit den ganzen Tankstellen Kaspern über einen Kamm geschert werden, flippen wir auch aus. Die pauschale Antwort, die sich hier manche Wünschen oder einbilden, gibt es nicht.

  • Ich muss da ebenfalls eine Lanze brechen für die Autohäuser.


    Bei meinen letzten 3 Autos (2 x Neuwagen, 1 x Jahreswagen) war es wie folgt:


    Beide Neuwagen waren zu 99% völlig in Ordnung. Keine Holos, hier und da mal ein Mini Kratzer aber ansonsten sauber aufbereitet.


    Der Jahreswagen war wiederum Müll. Kratzer nur für den Verkauf zugeschmiert und nach der ersten richtigen Wäsche war alles sichtbar.


    Aber tatsächlich hatte ich mehr Glück als Pech mit den Autohaus Aufbereitungen. Man kann da echt nicht pauschal drüber lästern.

  • Cooles Thema!


    Jo, bin ja selbst Autohändler und sehe öfters die Aufbereitungen anderer und meine.


    Ich denke über uns selbstbewusst sagen zu dürfen, dass unsre Kisten mitunter die gepflegtesten Kisten sind, welche manchmal gehuldigt werden, manchmal aber auch niemanden bockt und kommt maßgeblich auf den Kunden drauf an.


    Ich lege mindestens eine ordentliche One Step auf's Parkett, stellenweise 2 Step und beseitige gerne auch tiefere Kratzer, hängt aber wieder vom Fahrzeug ab und wie ich/wir motiviert sind oder wir Zeit haben. Versiegelt sind die Kisten meist mit Meguiars Ceramic Wachs Dingens da oder Fireball Nano Coat, selten auch mal Keramik. Wie gesagt, hängt vom Fahrzeug ab (Zustand, Preiskategorie, mögliche Spanne durch die Zusatzarbeit usw).


    Mir isses das wert, damit möchte ich mich bisschen absetzen.

    Manchmal fruchtet es, manchmal interessiert's keine Sau da öfter lediglich der Preis entscheidet.



    Fazit:

    Dem Großteil isses scheiß egal ob die Reifen fettig zugeschmiert, der Innenraum speckig is, auf dem Lack überall Politurreste oder Hologramme drinnen sind und löst eher das Gegenteil von unserer Meinung aus:

    "Aha, der wurde extra aufbereitet, gefällt mir".


    Endresümee:

    Die meisten Autohändler liefern deshalb mangelnde Fahrzeugaufbereitungen ab.

    Gibt aber auch welche die besseren Qualitätsstandard abliefern als 0815 Hakan Aufbereitungen.



    Life Time Storys:

    Erschreckend manchmal, dass bei einem teuren Sportwagen die offensichtliche Billigaufbereitung hingenommen wird und manchmal bei einem Twingo der eine übrig gebliebene Kratzer heftig kritisiert wird.

  • Mich freut es soetwas zu hören von euch. Meine Erfahrungen sind da leider genau das Gegenteil. Alle über den Kamm zu scheren ist falsch, da gebe ich euch recht. In 9 von 10 Fällen haben wir das "Problem" aber :pinch:

    Selbst bei Luxusgütern...Hauptsache Marge Marge Marge.


    Bei den letzten drei Autohausaufbereitern, mit welchen ich mich unterhalten habe, haben sich meine Fußnägel nach oben gebogen. Naja, Berlin ist geil :thumbup: ;( ^^

    • Offizieller Beitrag

    Ich kann eine interessante Argumentation aus Lackierer Sicht beisteuern:

    Ein sehr guter Lackierer bei uns in der Ecke liefert abseits von der Haupt-Dienstleistung die MIESESTEN FInish Arbeiten ab, die man sich ausmalen kann. Da liegt auch mal eine Rota mit Pad (deutlich über seinem Zenit) nach unten auf dem Hallenboden und wird noch in dem Zustand an 30 anderen Autos verwendet. Für das Ergebnis muss man kein Hellseher sein.


    Konkret darauf angesprochen, warum so etwas abgeliefert wird, gab es folgende Aussage:

    Er könne sehr wohl mehr liefern, aber das fällt den wenigsten Kunden auf. Wenn er es macht, muss er für die Mehrarbeit für perfektes Finish mehr Geld verlangen. Im heutigen Preiskampf gehen viele Kunden erst zu Lackierer A, dann zum Vergleich zu B. Er wäre dann mit Sicherheit teurer als Lackierer A und die Kunden würden dann aufgrund der Preisdifferenz zu A gehen, nicht zu ihm. Da der Unterschied für viele / die meisten nicht ersichtlich ist, kann er in dem Kontext seine Vorzüge nicht verargumentieren.... also lässt man es bleiben und macht es "wie alle anderen". Beschissen.....


    Aus der Verwandtschaft kann ich auch den Autohaus-Kontext liefern. Da gibt / gab es eine Dame, die hat die Autos "frisch gemacht" zur Übergabe. Dazu hatte sie EIN TUCH (immer dasselbe) und „irgendein Mittel“ (vermutlich so ein Schnellglanz), mit dem das Auto abgewischt wurde. So sah es dann auch aus. Auch da habe ich die "bucklige Verwandtschaft" drauf angesprochen. Ähnliche Argumente wie der Lackierer: Der Mehraufwand wird von den wenigsten Kunden geschätzt und wäre dem entsprechend lediglich ein finanzieller Mehraufwand ohne Ertrag - end of story.


    Zum Glück gibts da einige positive Ausnahmen, aber die Regel sieht da meiner Erfahrung nach genau so aus. Umso wichtiger, dass jeder Gewerbliche seine Kunden sensibilisiert. Wir zeigen unseren Kunden in einem ersten Report nach der Wäsche relevante Schäden auf, erklären damit auch, warum der Neuwagen eine umfangreiche Aufbereitung benötigt, um auch das oft schwierige Verständnis zu verbessern. Denn wie die meisten von Euch auch wissen, ist alles keine Frage der Fahrzeugklasse / des Preises. Was wir schon an nagelneuen Porsche hier hatten, die desolat waren, ebenso teure Audi RS oder BMW M Modelle die vom Händler kamen und unter aller Sau da standen - da hatten wir mehr positive Erlebnisse bei "normaleren" Fahrzeugen.


    Deshalb: Aufklärung! Denn beim nächsten Mal wird Euer Aufbereitungskunde beim Autohaus stehen und genau hinschauen und ggf. diese Zustände nicht mehr hinnehmen. Nur so kann etwas bewegt werden (wenn überhaupt). Aber da es den allermeisten trotzdem egal ist, glaub ich da eher an den Weihnachtsmann. Am Ende aber ganz gut, so haben die Detailer noch genügend Arbeit ;)

  • Deshalb: Aufklärung! Denn beim nächsten Mal wird Euer Aufbereitungskunde beim Autohaus stehen und genau hinschauen und ggf. diese Zustände nicht mehr hinnehmen.

    Und da geht das Drama los!

    Siehst du genau hin, trittst du in den meisten Fällen etwas los das bei den Autohäusern auf völliges Unverständnis stößt.

    Bestes Beispiel vorletztes Jahr, der X1 von den Schwiegereltern. Neu bei der BMW Niederlassung in irgend einem Effektlack für ganz viel Aufpreis gekauft. Schichtbedingt (und ich glaube man wollte mich auch nicht dabei haben als Chefquerulanten), haben sie die Mühle alleine abgeholt und die erste Fahrt zu uns gemacht.


    Folgende technische Mängel:

    Achsvermessung fürn Ar***, die Kiste fuhr nicht geradeaus

    Motorhaubenverriegelung rastet nur auf einer Seite ein, die andere Seite flattert munter im Wind, Spaltmaße der Haube ebenfalls desolat.

    Gerade die Sache mit der Haube MUSS bei der Endkontrolle/Auslieferungscheck auffallen finde ich.


    Optische/Lack Mängel:

    Alle Türeinstiege scheinbar mit nem sandigen Lappen durchgewischt und teils mit bloßen Auge sichtbare Kratzer.

    B-Säulen wie nach 2 Jahren Waschstraße

    Lackschichtdicke von 80-250mü alles dabei, teilweise unterschiede von 100mü an einem Bauteil

    Lackläufer an der hinteren Tür unterm Türgriff


    Jetzt könnt ihr euch denken was hier los war. Wochenlange Diskussion, mehrfache Werkstatt Aufenthalte später war nach zweimaliger Nachbesserung die Motorhaube und die Achsvermessung OK.


    Lackschichtdicke + Läufer wurde von BMW als Werkslack schriftlich bestätigt, dafür und wegen den Kratzern gab es nen 500€ Gutschein für die nächste Inspektion. Denen die Möglichkeit zu geben die Kratzer zu beseitigen (o-Ton, das machen wir vor Ort "mal schnell") haben wir abgelehnt, ebenso den Vorschlag man könnte "probieren" den Läufer glatt zu schleifen.

    • Offizieller Beitrag

    Oh ja, davon können einige Kunden ein Lied singen. Dennoch bleiben diese in der absoluten Unterzahl - und das muss sich ändern. Vielleicht hab ich da auch nur ne rosa Brille auf, aber wenn ich im AH arbeiten würde als Verkäufer und mir jeder 2. Kunde auf den Sack gehen würde, weil es hier ne Macke hat, da Swirls, da dies, da das... dann würde ich entweder den Job wechseln oder versuchen diesen Stress Faktor so gut es geht zu beseitigen. Solange aber die Mehrzahl die oft beschämenden Zustände abnickt und sogar noch gut findet... lebt man sicher mit dem ein oder anderen Sackgänger, bevor man Geld in die Hand nimmt.


    Wir hatten hier sogar schon Leute vom Autohaus hier, weil die Käufer drauf bestanden den Zustand live vorzuführen. Ist in etwa so ausgegangen wie bei Dir laRRs : Man würde im Autohaus die Aufbereitung und Schadensbeseitigung übernehmen. Immerhin hat man den desolaten Zustand bestätigt und als "no go" bezeichnet. Hat dann zumindest für uns gesprochen, dass der Kunde dankend abgelehnt hat und lieber bei uns einen Aufpreis bezahlt hat, wohl wissend wie das AH Ergebnis ausfallen würde.




    Ich mein, man muss das Thema auch nüchtern betrachten. Ich sage jedem Kunden, der in die Aufbereitung kommt, dass verswirlte Klavierlack Leisten kein Mangel sind - die sehen in ein paar Monaten ähnlich aus. Aber der Kunde kann mMn sehr wohl erwarten - und da ist es egal, ob da ein Dacia steht oder ein Bentley - dass ein MINDESTMASS an gutem Zustand eingehalten wird. Nach UNSER ALLER Maßstab wird das nie was werden - das ist klar. Aber es gibt genügend Raum zwischen mies und perfekt.


    Leider hat auch dieses Thema wie so oft mit Geld zu tun. Kann noch ein Beispiel aus der Welt der Luxus Sportwagen liefern: AH eines Deutschen Sportwagen Herstellers bietet dem Kunden 3 Aufbereitungspakete als Option an. Eine billigere "Schnell Aufbereitung" (schlimm genug, dass es die Option gibt), eine "Ordentliche Aufbereitung" und optional DETAILING (was in dem Fall wirklich auch den Namen verdient). Ratespaß mit Michael: Welches Paket wird am häufigsten von den Käufern der Fahrzeuge jenseits der 100k Euro Grenze gebucht? ................ RICHTIG! ..... keine weiteren Fragen.

  • Unser Anspruch hier setzt eine sehr schonende Händewasche voraus, ich würde jetzt mal behaupten, dass sehr, sehr viele Menschen nach 2 Minuten Erklärung, wie das geht, dir den Vogel zeigen und mach 5 Minuten weg fahren.

    Gerade letztens an der Tanke erst wieder ne Frau gesehen, die diesen Scheibenwischer im Eimer genutzt hat um die Motorhaube sauber zu machen und wie sich das gehört, hat sie auch die Haube ordentlich mit der anderen Seite abgezogen.


    Das Thema Lack Zustand bzw. Zustand des Autos wird glaube ich immer uninteressanter und ich bin der Meinung, dass die Qualität der Autos auch nachlassen wird, weil z.B. das Thema Spaltmaße usw. worauf die deutschen Autobauer immer so stolz waren, für die junge Generation kaum noch eine Rolle spielt.


    So zumindest mein subjektiver Eindruck. In meinem erweiterten FK gibt's zumindest niemanden den Lack oder generell das Thema Auto irgendwie interessiert.

  • Ich hatte grad erst einen Cupra mit Carbon Paket aufbereitet (die Dinger sind auf Grund von dem Carbon Paket noch mal ne Ecke teurer als normale Cupras):

    Als er abgeholt wurde (Tageszulassung) hatte der AH Aufbereiter als Abschiedsgeschenk noch mal fix Hologramme in die Haube und Kotflügel gezaubert. Ist dem Käufer erst eine Woche später aufgefallen, weil sich die Sonne erst dann hat blicken lassen...

    Reklamation beim Autohaus war nicht erfolgreich, obwohl er und seine Familie dort Stammkunden sind.



    Aufbereitungsbericht meinerseits folgt dann übernächste Woche ;)