Ich denke hier greift der Vergleich mit dem Schmirgelpapier wieder ganz gut. Polieren ist im Prinzip ja nichts Anderes (Materialabtrag durch geometrisch unbestimmte Schneide), nur viel feiner. Wenn man ein Stück Holz mit Schmirgelpapier (z.B. P240) bearbeitet, wird es glatter. Die Schleifriefen sind aber dennoch sichtbar. Das Spiel kann man weiter treiben bis zu einer Körnung von 4000. Die Oberfläche des Holz-Stückchens wird noch glatter, die Riefen entsprechend dem Schmirgelpapier feiner, bis sie irgendwann mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar sind.
Hier wird es dann ganz interessant, die geschliffene Oberfläche mit einem Mikroskop oder einem RZ-Messgerät (Oberflächenrauheit bzw. in dem Fall gemittelte Rauhtiefe) zu betrachten. Siehe da, die Oberfläche sieht stark vergrößert nach wie vor aus wie der Grand Canyon, die Riefen sind noch da, obwohl per bloßem Auge nicht sichtbar.
Um nochmal bei der Rauhtiefe zu bleiben, laut unserem Vorlesungsskript in Fertigungsverfahren kann durch Schleifen eine Rauhtiefe von bis zu 0,012 μm (0,000012 mm) erreicht werden. Ich denke das Polieren dürfte etwas geringere Werte haben, aber in einem ähnlichen Bereich liegen.
Wenn ihr nun also Swirls, Holos oder andere sichtbare Lackdefekte mit der Exzenterpoliermaschine bearbeitet, tragt ihr die beschädigte Lackschicht zwar ab, sodass der Defekt raus ist (und nicht "verschleiert"!), hinterlasst dabei aber die besagten, ultrafeinen Riefen der Pad-/Politurkombination auf der bearbeiteten Oberfläche. Unter einem Mikroskop oder RZ-Messgerät müssten die ziemlich sicher auch sichtbar sein. Mit bloßem Auge aber nicht.
Was mich an der Aussage im Video stört ist das Wort "verschleiern". Das ist schon sehr missverständlich. Hört sich für mich irgendwie stark nach "zuschmieren" bzw. "verdecken" an, was ja absolut nicht gewünscht und bei richtiger Anwendung bekanntermaßen auch nicht der Fall ist.
Tolle Ausführungen, unterschreibe ich genau so