Beading vs. Sheeting // Austausch von Theorie, Fakten und Erfahrungen


  • Ich sehe den Widerspruch ehrlich gesagt nicht. Sheeting ist für mich in der Tat wichtiger und anstatt den "Schutzfaktor" bzw. die Standzeit am Beading festzumachen, könnte man es genauso gut am Sheeting festmachen, sprich ein Wachs / eine Versiegelung / ein Coating danach beurteilen, wie gut das Wasser nach einer gewissen Zeit abläuft, anstatt es an möglichst perfekten Perlen festzumachen die mMn dem User, rein praktisch gesehen, keinen echten Mehrwert bringen, aus den genannten Gründen.


    Mir geht es, wie gesagt, um eine Art Paradigmenwechsel. Natürlich gibt es noch kein LSP mit perfektem Sheeting, wie bereits mehrfach eingestanden, aber der Focus ist mMn auch falsch, sprich es wird von den meisten Herstellern nicht in die Richtung entwickelt. Wenn die Kunden mehr Wert auf ein möglichst perfektes Sheeting legen, wird auch mehr in dieser Richtung passieren, genau das geht ja aus den Ausführungen von Mike Phillips hervor.


    Die Arbeit würde ich auch bei einem mittelprächtigen Beading haben, ja. Aber schon bei einem etwas kräftigeren Regen hätte ich durch ein wirklich gutes Ablaufverhalten deutlich weniger Arbeit. Bei einem perfekten Sheeting ohne irgendein Beading, irgendwann in Zukunft, hätte ich gar keine Arbeit. Diese "Zukunft" gibt es aber nicht wenn der Kunde das nicht honoriert und Schutz mit Beading gleichsetzt.

  • Kein "Sheeting" im ursprünglichen Sinn, aber das stelle ich mir unter "perfektem" Ablaufverhalten vor:


    http://www.spiegel.de/video/fo…-video-video-1550532.html


    [Blockierte Grafik: http://cdn3.spiegel.de/images/image-802356-breitwandaufmacher-duko.jpg]


    Artikel: http://www.spiegel.de/wissensc…t-alles-ab-a-1014485.html


    Sprich das Wasser setzt erst gar nicht an bzw. bildet keine Perlen auf dem Material.

  • Vor allem frage ich mich, wie das Wasser von einer waagerechten Fläche wie dem Dach abfliessen soll...

    Ich zitiere mich


    "Anstatt über Lackglätte + hydrophiler Eigenschaft, kann ein anderer Weg auch einfach über irgendwelche abstoßenden Wechselwirkungen von Wasser zu "Stoff X" sein. Aber auch das werden die Asiaten vermutlich aufm Schirm haben "



    Den Bericht aus dem Spiegel kenne ich schon. Toll Erfindung, aber auch auf Lacken umsetzbar? Kleine Rillen lasern im Lack? Wie war das mit Glanzgrad? ;)


    Was passiert wenn hier eine dünne Staubschicht drauf ist?

  • Sheeting ist relativ. Mit einer Gieskanne bzw einem weichen Wasserstrahl kann man nur Sheeting hervorrufen, ein Regenschauer wird dazu nie in der Lage sein!


    Das Sprichwort: "Es schüttet wie aus Eimern" ist noch nie festgestellt worden.


    Des Weiteren ist ein komplett ablaufender Wasserfilm nur auf einem sauberen Lack zu realisieren - und das Auto würde ich gerne mal sehen was keinerlei Rückstände auf dem Lack hat.


    Ein LSP soll mir die Arbeit bei der Reinigung erleichtern, ob es nun Vogelkot, Pollen, Straßenschmutz o.ä. ist. Wie es das Produkt schafft ist mir im Endeffekt egal, Hauptsache es halt lange.

    • Offizieller Beitrag

    Wachs / eine Versiegelung / ein Coating danach beurteilen, wie gut das Wasser nach einer gewissen Zeit abläuft

    Naja... das tun wir, so glaube ich, schon auch. Es lässt sich nur fotografisch nicht so hübsch festhalten, sodass man darüber weniger Foto-Nachweise findet. Und nicht jeder filmt beim Waschen ;)


    Ich beurteile mein LSP sehr wohl auch danach, wie gut das Wasser nach einer Wäsche noch abläuft. Und bei den hochwertigen Coatings (die allesamt klasse beaden) ist imo auch das Sheeting bei starkem Regen besser - jedenfalls bleibt insgesamt weniger Wasser auf dem Lack stehen als bei einem durchschnittlichen Wachs - und das auch über eine längere Standzeit.

  • Im Grunde ist es doch kein Wunder das wir (fast) alle so aufs Beading abfahren.
    Runde Wassertropfen = hoher Kontaktwinkel = hoher Selbstreinigungseffekt.


    Wiki:


    Wassertropfen haben aufgrund ihrer hohen Oberflächenspannung die Tendenz zur Minimierung ihrer Oberfläche und versuchen daher, eine Kugelform zu erreichen. Bei Kontakt mit einer anderen Oberfläche wirken Adhäsionskräfte (Anhaftungskräfte an die Oberfläche), so dass es zur Benetzung derselben kommt. Abhängig von der Beschaffenheit der Oberfläche und der Oberflächenspannung der Flüssigkeit kann es zu vollständiger (spreiter) oder unvollständiger Benetzung kommen.


    Die Ursache der Selbstreinigung liegt in einer hydrophoben (wasserabweisenden) Doppelstruktur der Oberfläche. Dadurch wird die Kontaktfläche und damit die Adhäsionskraft zwischen Oberfläche und den auf ihr liegenden Partikeln und Wassertropfen so stark verringert, dass es zur Selbstreinigung kommt. Diese Doppelstruktur wird aus einer charakteristisch geformten Epidermis, deren äußerste Schicht Kutikula heißt, und sich auf ihr befindenden Wachsen gebildet. Die Epidermis der Lotospflanze bildet etwa 10 bis 20 Mikrometer hohe und 10 bis 15 Mikrometer voneinander entfernte Papillen, auf die die sogenannten epikutikularen Wachseaufgelagert sind. Hierbei handelt es sich um nachwachsende Stoffe. Diese aufgelagerten Wachse sind hydrophob und bilden den zweiten Teil der Doppelstruktur. Somit hat Wasser nicht mehr die Möglichkeit, in die Zwischenräume der Blattoberfläche zu gelangen, was zur Folge hat, dass sich die Kontaktfläche zwischen Wasser und Oberfläche drastisch verringert.


    Die Hydrophobie von Oberflächen wird über den Kontaktwinkel bestimmt. Je höher der Kontaktwinkel, desto hydrophober die Oberfläche. Oberflächen mit einem Kontaktwinkel <90° werden als hydrophil, solche mit einem Kontaktwinkel >90° als hydrophob bezeichnet. Bei einigen Pflanzen können Kontaktwinkel von bis zu 160° (Superhydrophobie) erreicht werden. Das bedeutet, dass nur etwa 2 bis 3 % der Tropfenoberfläche mit der Oberfläche der Pflanze in Kontakt stehen, diese also eine extrem geringe Benetzbarkeit besitzt. Durch die Doppelstruktur der Lotospflanze können ihre Blätter einen Kontaktwinkel von etwa 170° erreichen, wodurch ein Tropfen eine Auflagefläche von nur etwa 0,6 % hat. Die Adhäsion zwischen Blattoberfläche und Wassertropfen ist dabei so gering, dass das Wasser leicht abperlen kann. Aufliegende Schmutzpartikel – die ebenfalls nur eine kleine Kontaktfläche besitzen – werden dadurch mitgeführt und weggespült. Selbst hydrophobe Schmutzpartikel werden von der Pflanzenoberfläche abgewaschen, weil deren Adhäsion zur Pflanzenoberfläche geringer ist als zum Wassertropfen. Durch die zentrale Bedeutung der Oberflächenspannung wässriger Lösungen für die Minimierung der Kontaktfläche wird verständlich, dass die Selbstreinigung in dieser Form nicht bei stark benetzenden Lösungsmitteln auftreten kann, deshalb stellen solche Oberflächen keinen Schutz gegen jegliche Arten von Lack und Tinten dar.


    Die biologische Bedeutung des Lotuseffekts liegt für die Pflanze im Schutz vor einer Besiedlung durch Mikroorganismen, Krankheitserreger oder Keime, beispielsweise Pilzsporen, oder vor Bewuchs mit Algen. Eine weitere positive Wirkung der Selbstreinigung ist die Verhinderung von Verschmutzungen, die den Lichteinfall und damit die Fotosynthese vermindern und Spaltöffnungen verschließen könnten. In ähnlicher Weise gilt dies auch für Tiere wie Schmetterlinge, Libellen und andere Insekten: Mit ihren Beinen können sie nicht jede Stelle ihres Körpers zum Säubern erreichen, und umso vorteilhafter ist es, wenn Feuchte und Schmutz eigenständig abperlen.


    [Blockierte Grafik: http://picload.org/image/pgcwglw/lotpic2_lq-resized-800.jpg]


    Blöd nur das die Oberfläche so unglatt ist.
    Glanz gestalten sich da schwierig

  • Das Thema Beading und/oder Sheeting kann man rauf und runter diskutieren. Ein schönes Beading gefällt mir optisch sehr gut, jedoch ist mir auch der Selbstreinigungseffekt wichtig.


    Nur wie will man den genau messen, bzw. vergleichen? Der Winkel des Bauteils, die stärke des Regens/ HDR / Wassermenge über die Gießkanne, ist nur schwer zu reproduzieren. Natürlich können Fotos oder Videos einen Überblick geben, aber wirklich aussagekräftig fand ich sie nie.


    Nach einigem testen, beobachten, erneutem testen... habe ich jetzt meine persönliche Benchmark gefunden.
    Szenario: Der Wagen bzw. der Lack ist sauber und es beginnt zu regnen. Die entstehenden Wassertropfen werden größer und beginnen abzulaufen. Genau jetzt wird es interessant: Der Wassertropfen läuft ab und wird zu einer Art Schlange, wenn danach in der Laufbahn keine Wassertropfen mehr sind, ist das Sheeting super. Bleiben Wassertropfen zurück ist das Produkt für mich raus.
    Je kleiner die Tropfen sind, wenn sie beginnen abzulaufen, desto besser sind die hydrophoben Eigenschaften.


    Hier mal zwei Bilder auf denen man das erkennen kann (bitte entschuldigt die Qualität, es war mir dann doch zu nass um genau den Fokus zu setzten - das wichtigste erkennt man jedoch)



    Genau dort wo das Wasser abläuft bzw. abgelaufen ist, ist der Lack trocken.


    Vorteil zu einem Test mit einer Gießkanne oder Gartenschlauch: die Menge an Wasser ist beim Regen viel geringer, sodass die Eigenschaften des Produktes deutlicher werden.

  • In dem zweiten Auto, dem ich meinem aktuellen Coatingtest hinzugefügt habe, kann man sehr schön den Kontrast zwischen dem Sheeting eines unversiegelten, zu versiegeltem Lack sehen und zwar dort, wo das Abklebband angebracht wurde


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  • Ich beurteile einen Schutz immer nach dem Beading. Wonach auch sonst, Regenwasser macht halt in erster Linie Beading. Wenn das zu schlecht wird ist es Zeit um was auf den Lack zu packen, denn ohne richtiges Beading ist der Selbstreinigungseffekt ja auch hinüber. Die Regentropfen nehmen den Schmutz nicht mehr so leicht mit wenn das Auto etwas angestaubt ist usw.


    Da dumme beim beading ist halt nur das die Wassertropfen so lang auf dem Auto bleiben bis die Sonne sie einbrennt. Was bei coating noch nicht so schlimm ist weil die Flecken spätestens beim waschen wieder weg sind. Manchmal schon beim nächsten Regen. Wachse lassen da ja deutlich schneller nach.


    Aber wo ich das Foto mit dem Klebestreifen sehe, ich kann das nächste Mal einen Streifen Klebeband aufziehen bevor ich poliere. Vielleicht ist dann auch zu erkennen ob noch was drauf ist. Das C1 und Exo hat bei mir ganz derbe abgedunkelt.

  • Mich beschäftigt noch folgendes :
    Soweit ich verstanden habe, besteht ein direkter Zusammhang zwischen Beading und Sheeting. Aus Physikalischer Sicht geht es nämlich nur um die Grenzflächenspannung zwischen der Schicht (Coating) und der Flüssigkeit auf ihr (Wasser) und dem damit einhergehenden Kontaktwinkel.
    Ist dieser hoch, dann ist das Beading geil und dann kann ja auch das Sheeting nur geil sein. Denn der Untergrund ist unverändert, nur die Form des Wassers hat sich verändert. Von Kugelförmig (Beading), zu nicht Kugelförmig (Sheeting).
    Ich weiß nicht ob ich meine Gedanken verständlich formulieren konnte.


    Jedenfalls sind für mein Verständnis, Beading und Sheeting untrennbar.


    Achtung Halbwissensmodus an:


    Sinkt der Kontaktwinkel unter ein bestimmten wert (coating baut ab), läßt das keine Rückschlüsse mehr auf das Sheeting zu, da die Grenzflächenspannung kleiner geworden ist und mehr Gewicht / Masse nötig ist, damit die Flüssigkeit sich auf dem Medium, welche diese umschließt, abfließen, bzw. sich bewegen kann?!

  • Ich versuche es mal mit meiner Theorie.


    Je höher der Kontaktwinkel ist, desto runder/perlenförmiger (beads=Perlen) sind die Wassertropfen. Verantwortlich dafür ist zum Einen der Lackschutz bzw. dessen Oberflächenstruktur und zum Anderen die Oberflächenspannung von Wasser.
    Einen entscheidenden Einfluss auf das Beading hat auch die Menge an Wasser und die Art des "Nasswerdens". Das Beading durch eine Sprühflasche oder Nieselregen ist immer etwas kleiner (und oftmals mit höherem Kontaktwinkel) als das Beading nach einem HDR Einsatz oder stärkerem Regenfall. Bei größeren Wassermengen kann die Oberfläche das Wasser nicht mehr so leicht abstoßen, da das Gewicht des Wassertropfen auf dem Bauteil steigt. Die Tropfen werden flacher und größer - der Kontaktwinkel sinkt.
    Da sich das Lackschutzprodukt dem Untergrund anpasst und die Untergründe nicht identisch sind, erklärt weshalb Lackschutzprodukte auf unterschiedlichem Autos unterschiedliche Ergebnisse haben. Keine gravierenden Unterschiede, jedoch feststellbare.
    Der Begriff hydrophob = wassermeidend


    Unter Sheeting versteht man das Abfließen von Wasser von einer Oberfläche. Hierbei ist die Oberflächenstruktur entscheidend, die Menge an Wasser sowie der Winkel des Bauteils (Bsp. Dach und Schweller). Des Weiteren ist die Kraft/der Druck mit dem Wasser auf die Oberfläche auftritt Einfluss nehmend (Bsp. Gießkanne und Hochdruckreiniger). Eine höhere Menge an Wasser begünstigt das Sheeting, ebenso ein Steil stehendes Bauteil.
    Um ein Sheeting zu testen ist es wichtig die Menge an Wasser gering zu halten und das Bauteil flach zu wählen. Bsp. Tropfen die auf den gleichen Punkt der Motorhaube fallen und man zählt wie viele Tropfen nötig sind, bis das Wasser abfließt.


    Wenn ich jedoch mit einem stumpfen Wasserstrahl über den Lack gehe, entsteht ein Druck und Zug Effekt. Sprich das abfließende Wasser zieht das nachkommende Wasser mit. Somit wird das Sheeting durch die Menge verfälscht.


    Man kann sagen: Produkte mit einem guten Beading haben auch ein gutes Sheeting: Zen Xero, ExoV2, UNC-R, CQuartz UK.
    Nur muss das Beading nicht verhältnismäßig Linear zum Sheeting sein.

  • ...


    Wenn ich jedoch mit einem stumpfen Wasserstrahl über den Lack gehe, entsteht ein Druck und Zug Effekt. Sprich das abfließende Wasser zieht das nachkommende Wasser mit. Somit wird das Sheeting durch die Menge verfälscht.
    ...

    Einspruch. Das Ergebnis/Sheeting wird nicht verfälscht. Man hat lediglich einen Parameter/Testaufbau geändert. Anstatt jetzt Tropfen zu zählen, muss man Wassermenge + Aufprallwinkel + Aufprallgeschwindigkeit fest definieren und kann dann die Zeit stoppen wie lange das Wasser braucht zum Ablaufen. Es ist einfach ein ganz anderer Testaufbau, was aber nicht heißt, dass das Ergebnis falsch ist.

  • Jedenfalls kann man auf dem Video vom Golf sehen, das an den nicht Versiegelten Stellen, das Wasser trotz großer Mengen und trotz eines recht steilen Gefälles, regelrecht auf dem Lack zu haften scheint...

  • Das ist wahr, aber wenn du den Test in X Monaten mit einem LSP wiederholst, ist immer die Ungewissheit ob du auch die gleiche Menge Wasser, die gleiche Kippgeschwindigkeit, Aufprallwinkel verwendet hast ;)
    Mit deinem Testverfahren kann man jedoch deutlich bessere 50/50 vergleiche machen.