Ich bin ja wahrlich ein Verfechter von fairen Preisen FÜR uns Aufbereiter. Jede Arbeit muss angemessen bezahlt werden und ich persönlich kann das Gerede mit "dies und das kann ICH HIER nicht verlangen" nicht mehr hören. Viele verkaufen sich unter Wert - und das ganz ohne Not, insbesondere die Nebengewerblichen. Aber umgekehrt muss man auch maßvoll sein und hier nicht anfangen die Arbeit von in aller Regel ungelernten Personen in die Zone von KFZ Meistern zu schieben! Nur weil es eine Handvoll Edel Aufbereiter (ob die Aufbereitung oder das Chi Chi "edel" sind, kann ja jeder für sich entscheiden) gibt, die Aufbereitungen jenseits der 2k Euro Marke durchführen, heißt das nicht, dass dies für alle möglich ist. Da wirds dann auch schnell mal maßlos...
Im konkreten Fall geht es aber genau in diese Richtung (ja, mir ist da ein Beispiel Preis bekannt). Wenn man diesen runterbricht und konservativ rechnet, also mit MEHR Zeit als man wohl in der Praxis benötigen würde, kommt man je nach Arbeitsweise leicht auf einen Brutto Stundensatz von mindestens ~ 100 € + X. Ohne es abwertend zu meinen, aber 100 € und mehr für eine idR "ungelernte" Arbeitskraft. Wir reden hier auch von der Augenwischerei der "Neuwagen Versiegelung". Wer hier in der Runde dieses Jahr relevante Zahlen von Neuwagen hatte, die KEINE (leichte oder auch stärkere) Politur benötigt haben, weil sie eben ab Händler dann gar nicht so neu waren, der hebe die Hand. Bei uns war es glaub ich 1 von 10 Neuwagen... und auch da eher mit Augen zu und durch.
Ich verstehe die Intention sehr gut dahinter und der Plan ist für sich sehr löblich - den hab ich bei jedem Gespräch mit unseren Aufbereiter Kunden die sich verloren fühlen, weil sie vermeintlich nicht die Kunden haben die die Leistung gerecht entlohnen wollen. Und da ist Verbesserungsbedarf hoch 10 in unserer Szene. Aber mit der Brechstange gehts halt auch nicht!
Der typische Fall ist doch, dass der Kunde eine ECHTE Aufbereitung benötigt vor dem Coaten. Hierzu wird vom Anbieter geschrieben, dies wird nach Aufwand berechnet. Nun kann ich aber kaum annehmen, dass nur ein Coating mit Wäsche zB mit 100 € pro Stunde berechnet werden - das muss ich dann (ist ja die gleiche Person die arbeitet) auch für die Aufbereitung ansetzen. Nun rechnet man einfach nochmal eine mittlere Aufbereitung on top mit 8 Stunden Arbeit - ergo mindestens noch 800 € on Top rechnen. Zusammen mit dem Beispiel was ich gesehen habe, müsste man dem Kunden mindestes 1300 € in Rechnung stellen, Tendenz eher 1400 oder 1500 €. Für eine 1K Versiegelung mit One Step Aufbereitung. Ist mehr Vorarbeit zu leisten, reden wir dann über 2k und mehr... Das halte ich schlicht nicht durchsetzbar für die meisten Detailer!
Was ist denn die Konsequenz wenn man solche Preise festlegt? Der Aufbereiter sieht sich genötigt, es günstiger zu machen. Also gibts ne Mischrechnung, man muss ja X Euro fürs Coaten nehmen, also kostet dann die Aufbereitung halt nur 400 €, damit der Preis dann "erträglich" wird. Wenn man schlau ist (und es darf?) gibts einfach nur einen Endpreis all in. Wenn man das Coating extra ausweisen muss, dann steht dann halt 300-400 € Aufbereitung + 500 € für ein 1K Coating auf dem Deckel! Da sehe ich persönlich schon die Wertschätzung für die relevantere VORarbeit flöten gehen.
Ich verstehe den Plan und es ist für sich genommen ein lobenswerter Plan. Aber es ist an der Praxis vorbei gedacht bzw einfach zu hoch gegriffen was man da sich vorstellt. Da bleib ich lieber dabei und versuche Aufbereiter zu unterstützen, ordentlich im Betrieb zu kalkulieren und sich nicht unter Wert zu verkaufen. Denn damit ist am Ende uns allen geholfen wenn da mal Einigkeit herrschen würde - und nicht, weil ein "Lizenzpartner" dazu genötigt wird.